Portrait Rafinha VON MARCUS BARK
: Wanderarbeiter

Die Nordkurve bestimmt in der Gelsenkirchener Arena den Takt. Sie bestimmt, was gesungen wird. Sie bestimmt, wer wann aufzustehen hat, wer beim FC Schalke 04 ausgepfiffen und wer gefeiert wird. Die Besucher auf den teureren Plätzen folgten stets willig. Am Samstag wagten sie jedoch zaghaft zu opponieren. Nachdem sich eine Meldung über den angeblichen Wechsels Rafinhas zu Bayern München herumgesprochen hatte, wurde der Brasilianer aus der Nordkurve heraus bei jedem Ballbesitz ausgepfiffen. Ein paar Minuten vergingen so, dann gab es ersten, ängstlichen, leisen Applaus für Rafinha von den Sitzplätzen.

Weil er einer war, der wie beim 0:1 gegen den Aufsteiger SC Freiburg immer alles gab? Weil er vielleicht verkauft werden muss, um eventuelle Liquiditätsprobleme zu lösen? Die Beweggründe blieben offen. Genau wie die Frage, ob Rafinha wirklich jetzt noch schnell wechselt. Die Bayern haben zwar alles getan, um Spekulationen anzuheizen, werden ihn sich aber wohl doch nicht kaufen. Sportdirektor Christian Nerlinger verneinte am Samstagnachmittag noch jedes Interesse. Sein oberster Vorgesetzter, Karl-Heinz Rummenigge, meinte dann am Abend, die Bayern würden „prüfen“. Tags darauf stellte Manager Uli Hoeneß klar, dass Rafinha nicht nach München kommen wird.

In Gelsenkirchen war Rafinha, dessen Vertrag auf Schalke noch bis 2011 läuft, zu diesem Zeitpunkt schon lange durch die Hintertür entschwunden. Fernsehteams stellten den Rechtsverteidiger jedoch und bekamen zu hören, dass er von nichts wisse. Schalkes Trainer Felix Magath gab zu, dass ihm Rafinha schon „zu Beginn meiner Tätigkeit hier“ gesagt habe, „dass er wegwill“. Obwohl Magath den Brasilianer „unseren besten Feldspieler“ nennt, würde er ihn auch ziehen lassen – natürlich gegen eine möglichst hohe Ablöse. Rafinha ist Teil eines Geschachers um Millionen, in das die Öffentlichkeit nur ganz bedingt Einblick hat.