das wird
: „Auf einmal hatten wir den Mars“

Oldenburgs St. Lamberti hat das Kreuz abgehängt

Interview Emily Kietsch

taz: Frau Gerdes, der Mars kommt nach Oldenburg. Warum machen Sie ausgerechnet die Kirche zum Weltall?

Renate Gerdes: Es gibt nicht so viele Räume, wo man eine Installation mit sieben Metern Durchmesser unterbringen kann. Die Kirche ist schön zentral, es kommen viele Menschen zufällig vorbei. Sie gehen auf den Markt, anschließend in die Kirche und sind dann überrascht, dass der Mars da hängt.

Wird so eine Ausstellung in der Kirche greifbarer als im Museum?

Es ist auf jeden Fall etwas Besonderes. Jedenfalls haben wir in der Kirche den Luxus, dass der Techniker einfach nur das Kreuz abnimmt und den Mars daran hängt.

Warum in Oldenburg?

Der Mars zieht durch die neun Städte des Strategiekreises ‚Wissenschaft in der Stadt‘. Gemeinsam versuchen wir, Projekte auf den Weg zu bringen. Letztes Jahr wurde das Thema „Unser Universum“ festgelegt. Dann haben wir überlegt: ‚Das Mondmodell des Künstlers ist schon durch Deutschland getourt, die Erde zum Teil. Wir versuchen einfach, den Mars von dem Künstler zu kriegen.‘ Der Künstler Luke Jerram hat zugesagt und wir hatten den Mars. Damit hatten wir eigentlich gar nicht gerechnet.

Aber das Programm ist überall unterschiedlich?

Foto: Schlaues Haus OL

Renate Gerdes

64, Diplom-Biologin, arbeitet an der Uni Oldenburg im Referat für Forschung und Transfer.

Genau, jede Stadt macht etwas anderes. Wir zeigen zwei Filme unter dem Mars, es gibt wissenschaftliche Vorträge, eine Lesung für Kinder, Nachtwächter-Führungen und auch Kunst im Zeichen des Mars.

Welche Fragen zum Mars sollen dabei beantwortet werden?

Zum Beispiel, wie der Rote Planet aufgebaut ist. Der Künstler hat sein Werk mit Originalaufnahmen der NASA bedruckt. Es geht auch darum, einen Eindruck zu erhalten, wie der Mars wirkt. Der Künstler hat gesagt: ‚Ich hoffe, dass sich die Besucher in die unwirkliche Wüstenlandschaft versetzt fühlen und im Vergleich dazu unser Leben auf der Erde wirklich zu schätzen wissen.‘

Also wird es ein Mix aus Kunst und Wissenschaft?

Genau. Es finden wissenschaftliche Vorträge statt. Von einem Historiker, der sich damit beschäftigt, wie der Mars in der Geschichte gesehen wird, bei den Römern zum Beispiel. Aber es ist dem Pastor auch wichtig, den Mars in den Mittelpunkt zweier Gottesdienste zu stellen. Das finde ich besonders interessant.

Ausstellung: Mars findet Stadt,3. bis 20. 8., St. Lamberti-Kirche, Markt 17, Oldenburg

Inwiefern?

Ich kann es mir gut vorstellen, dass der Pastor dann Passagen aus der Bibel nimmt, wo der Mars eine bestimmte Rolle spielt. Und er meinte schon: Die Leute, die jetzt kirchlich heiraten wollen, können sich dann unter dem Mars das Ja-Wort geben.

In Bremen geht das dann auch noch?

Genau, der Mars wandert nach Bremen und auch dort in die Kirche. Kirchen sind wahrscheinlich gute Orte, wo man so etwas Ungewöhnliches aufhängen kann.