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: Den Schneid abgekauft

FUSSBALL Turbine Potsdam hat einmal mehr die Nase vorn vor der Konkurrenz aus Frankfurt

Eine taktische Auswechslung in der 43. Minute ist recht außergewöhnlich. Aber es ging ja im direkten Duell um die Deutsche Meisterschaft um immens viel. Sven Kahlert, der Trainer des 1. FFC Frankfurt, wollte nicht mehr auf die Pause warten.

Turbine Potsdam hatte seinem Team den Schneid abgekauft. Durch ein Doppelschlag von Turbines bester Stürmerin Genoveva Anonma (24. + 27. Minute) war das Team von Bernd Schröder mit 2:0 in Führung gegangen. Zu diesem Zeitpunkt ein eher schmeichelhafter Zwischenstand. Denn die Frankfurterinnen hatten insbesondere durch Kerstin Garefrekes die besseren Einschussmöglichkeiten gehabt.

Doch nach Anonmas Saisontoren 18 und 19 verloren die Gäste vollkommen ihre Linie. Der Handlungsbedarf war offensichtlich. Kahlert brachte mit Ana Crnogorcevic eine zweite Stürmerin ins Spiel. Geholfen hat es nicht. Turbine Potsdam gewann vor 3.860 Zuschauern 3:1, verteidigte damit seine Tabellenführung – und hat nun beste Chancen, zum vierten Mal in Folge deutscher Meister zu werden.

Frankfurt oder Potsdam? Das war in den letzten elf Jahren stets die Frage, wenn es darum ging, wer die deutsche Meisterschaft in der Frauen-Bundesliga gewinnen wird. Noch führen die Frankfurterinnen in diesem Duell mit 6:5, wobei Potsdam zuletzt dreimal in Folge die Schale bekam.

Doch am Sonntag war das Duell der Erzrivalen nur das Ausscheidungsspiel eines Vierkampfes. Sowohl die Duisburgerinnen als auch die Wolfsburgerinnen hegten vor dem Anpfiff noch berechtigte Hoffnungen auf die Meisterschaft. Die Frankfurterinnen hingegen haben sich nun aus dem Kreis der Favoritinnen verabschiedet.

In der Anfangsphase hielt Torhüterin Alyssa Naeher Turbine im Spiel. Bereits in der 7. Minute parierte sie einen Schuss von Garefrekes aus kürzester Distanz, kurz danach lenkte sie nach einer Ecke deren Kopfball über die Latte. So viele frühe Torchancen hatte man sich im Duell der beiden besten Abwehrreihen der Liga gar nicht erwartet. In puncto Effizienz schnitten aber die Potsdamerinnen eindeutig besser ab. Erst lenkte Anonma einen Flankenball von Isabel Kerschowski ins Tor, dann hatte sie das glückliche Ende für sich, als nach einem Eckball das große Gestochere um den Ball begann.

Nachdem Saskia Bartusiak in der zweiten Hälfte das Ergebnis für die Frankfurterinnen verkürzen konnte, begann das „Spiel auf Biegen und Brechen“, das Potsdams Trainer Schröder zuvor angekündigt hatte. Beide Teams drängten mit großer Willenskraft auf das gegnerische Tor. Es entwickelte sich ein spannender Schlagabtausch mit Großchancen auf beiden Seiten.

Kerschowski scheiterte eine Viertelstunde vor Schluss an ihrer ehemaligen Teamkollegin Desiree Schumann im Frankfurter Tor. Ein andere Ex-Turbine-Spielerin betrat dann in der 80. Minute auch noch den Platz im Karl-Liebknecht-Stadion: Fatmire Bajramaj, der einstige Publikumsliebling. In dieser Rolle aber hat sie längst Genoveva Anonma abgelöst. Die Stürmerin aus Äquatorial-Guinea war es auch, die die Partie mit einem wunderschönen Heber in der 87. Minute für die Gastgeberinnen entschied. JOHANNES KOPP