DFB-Team nach Auftaktsieg: Stolz und Sicherheit
Nach dem Erfolg gegen Marokko herrscht beste Stimmung im DFB-Team. Man weiß nun, dass der Kader tief genug ist, wenn wichtige Stützen ausfallen.
Ehe die Vorbereitung aufs zweite WM-Gruppenspiel gegen Kolumbien (Sonntag, 11.30 Uhr MESZ/ARD) anläuft, steht der Mittwoch zur freien Verfügung. Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg hält am Mix aus Anspannung und Entspannung fest. Schöne Plätze an der Central Coast gibt es noch genügend zu entdecken – man muss in diesem riesigen Land nur weit genug fahren. „Es wird bestimmt auch wieder einiges angeboten“, sagte Torhüterin Merle Frohms, die ihre Vorderleute dafür lobte, „auf den Punkt zu performen“.
Mittelfeldspielerin Lina Magull fand, es sei wichtig gewesen, „für uns selbst ein Zeichen zu setzen, natürlich auch ein gutes Gefühl nach Deutschland zu vermitteln“, aber übertreiben müsse man auch nicht. Eine Führungskraft wie Svenja Huth sieht angesichts weiterhin zu vieler Abspielfehler noch „viel Luft nach oben“. Dennoch schien in der australischen Sportkapitale von einigen so viel Ballast abzufallen wie nach einer besonders ekligen Dschungelprüfung. „Girl on Fire“ von Alicia Keys trällerte sogar die sonst doch eher schüchterne Stürmerin Jule Brand voller Inbrunst mit, als der Fifa-Bus zurück vom Olympic Park durch den Regen fuhr.
Mal wieder Feuer und Flamme scheint Alexandra Popp zu sein, die für die Mission zum dritten Stern brennt wie kaum eine andere. Die wegen ihres kürzlich verstorbenen Vaters einigermaßen sentimentale Doppeltorschützin hat sich einmal mehr als Unterschiedsspielerin herausgestellt. Auch wenn die Niederlage im von der 32-Jährigen unglücklicherweise verletzt verpassten EM-Finale das Gegenteil zu belegen scheint – eine alleine kann sicher nicht alles richten.
Gute Kaderhygiene
Insofern ist es eine gute Botschaft, dass ihre eingewechselte Vertreterin Lea Schüller vor dem Block mit den meisten der 2.500 deutschen Fans traf. Vielleicht wird sie ja im Turnierverlauf noch so wichtig, wie es Sara Doorsoun oder Melanie Leupolz bereits geworden wind. Deren Einsätze kamen für die Kaderhygiene zu einem idealen Zeitpunkt. Gegen den mit Abstand schwächsten WM-Gegner blieben kleine Wackler folgenlos.
Die bereits bei der WM 2019 in allen fünf Spielen zum Einsatz gekommene Doorsoun wisse, „wie man Dinge abläuft“, lobte die Bundestrainerin. „Ihre positive Energie tut uns gut.“ Die 31-jährige Abwehrspielerin hat über den Fußball zu sich selbst gefunden.
Das hat bei Leupolz eher die Geburt ihres Sohnes, den sie nach Australien mitgenommen hat, bewirkt. „Auf dem Weg zum Stadion musste ich mich selbst mal kneifen, dass ich wirklich wieder bei der Weltmeisterschaft bin, sogar in der Startaufstellung stehe und mein Land repräsentieren darf.“ Der Stolz war der 29-Jährigen anzusehen.
Vor den Augen des designierten DFB-Sportdirektors Sami Khedira sandte Leupolz eine klare Botschaft: Es geht im Notfall eben auch ohne die in England bei der EM so überragenden Stützen Marina Hegering und Lena Oberdorf. Letztere hat hernach bestens gelaunt herumgewitzelt. Es ist also zu vermuten, dass sie bald wieder die grätschende Spaßverderberin spielen darf. „Ich bin zuversichtlich, aber das bin ich ja immer in jeder Situation.“
Die 21-Jährige wird Zuversicht im fast ausverkauften Football Stadium von Sydney am Wochenende auch brauchen. Denn Kolumbien hat seine Qualitäten mit einem ersten Ausrufezeichen beim 2:0 gegen Südkorea unterstrichen. Voss-Tecklenburg warnte erneut vor der „körperlichen Wucht und starken Physis“, hinzu kommt eine bisweilen grenzwertige Gangart, auf die sich ihr Team gedanklich einstellen muss.
Gleichwohl: Bei allem Respekt vor den Fortschritten beim Copa-America-Zweiten kann für die DFB-Frauen allein der Gruppensieg das Ziel sein. Mehr als ein netter Nebeneffekt wäre es, dass es dann zum Achtelfinale am 8. August erneut nach Melbourne gehen würde. Der Gruppenzweite muss am selben Tag in Adelaide antreten. Auch nicht schlecht, aber bei Weitem nicht so atemberaubend.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!