brief des tages
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Wunderbarer Waschsalon

„Waschmaschinen auf Abwegen. Wie Mi­kro­chips nach Russland gelangen“,

wochentaz vom 15. 7. 23

Liebe taz, in dem Artikel wird sehr schön und informativ über den grauen Handel von europäischen Waren nach Russland geschrieben. Nur die Sache mit den Chips aus den Waschmaschinen – das ist dann wohl doch eher ein Märchen. Wie soll man sich das vorstellen? Da baut jemand eine 1-000-Euro-Waschmaschine auseinander, lötet dann aufwändig den Mikrochip für 5 Euro aus und in seine Rakete wieder ein, stellt an der Rakete „30°C Feinwäsche“ ein – und die fliegt dann magischerweise direkt in die Ukraine? Mikrochips in Waschmaschinen können vor allem: Waschmaschinen steuern, werden oft schon bei Herstellung entsprechend programmiert und können dann für nichts anderes als Waschprogramme genutzt werden. Der Aufwand an Re-Engineering, um solche Bauteile anderweitig zu nutzen, ist gewaltig. Und unnötig: Es gibt schließlich einen grauen Markt für unprogrammierte Mikrochips, die sich Russland direkt aus China liefern lassen kann. Der Hauptzweck dürfte in der Propagandawirkung nach innen liegen: Die russische Elite will weiterhin westliche Ware kaufen können. Jörgen Pisarz, Berlin