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Vom Stamme Sabotage

Zahllose Anarchisten überfallen Schweizer Dorf

„Anarchisten!!!“ Ein gellender Schrei schallt in diesen Tagen durch das kleine Schweizer Dorf Saint-Imier. Doch alle Warnungen kommen zu spät. Das Fünftausend-Seelen-Örtchen wimmelt bereits von den in schwarze Kittel gehüllten Kriegern des Stammes Sabotage. „Ein Uhrmacherdorf wird zur Anarchistenhochburg“, meldete gestern die Sprengstoffagentur dpa. Bis zu 4.000 Anarchistinnen und Anarchisten aus zahllosen Ländern haben hier die Macht und die Ordnung durch Herrschaft übernommen. Sie feiern 150 Jahre „Antiautoritäre Internationale“. Und wie es sich für Anarchisten gehört mit einem Jahr Verspätung. Denn die Bewegung wurde schon 1872 von durchreisenden Russen in eben diesem Dorf gegründet. Nun schwärmen sie aus und nehmen auf offener Straße direkte Aktionen an den bedauernswerten Einwohnern vor. Gern ziehen sie Dynamitstangen oder Molotow-Cocktails aus den Taschen ihrer schwarzen Mäntel, während sie gestenreich und lautstark beratschlagen über die neuesten Kampfmethoden von Streik bis Guerilla. Und da sie sich, wie unter Anarchisten üblich, nie einig werden, geht immer wieder einer der bakunischen Sprengsätze hoch. Armes Saint-Imier. Hilfe durch die Schweizer Garde scheint derzeit nicht in Sicht.

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