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Wenn die Landtagswahl noch weit weg ist

Das bayerische Gemüt hat sich mir in einem Biergarten im allgäuischen Roßhaupten bei Füssen offenbart. Hier gibt es eiskaltes Weißbier, das man sich an einem Kiosk selber holen muss. Der Geheimtipp ist keine Haxe, sondern ein Burger, der mit Salat 15 Zentimeter hoch ist.

Unter dichten Kastanien wird über aktuelle Themen gesprochen. „Das 49-Euro-Ticket ist zu teuer und zu kompliziert“, schimpft ein Mann in Radlerhosen, dem die Runde am Holztisch zustimmt. Anschließend ist die Rentenerhöhung dran. „Dann sollen sie doch jedem 50 Euro mehr zahlen“, wirft eine Frau ein. „Besser noch 100 Euro!“, ruft ein Senior vom Nebentisch herüber. So langsam nimmt das Thementableau Fahrt auf. Lohnerhöhungen bei der IG Metall, Fruchtkörbe in Kantinen und Schulkinder, die von abgelegenen Bauernhöfen nicht vom Bus abgeholt werden …

Roßhaupten

2.150 Ein­wohner:innen.

Der Ortsname beruht auf einer Sage. Demnach verschlang im 8. Jahrhundert ein Drache die Rösser im Dorf – bis auf die Häupter.

Mir kommt das alles bekannt vor. Vor allem, als es um die LED-Beleuchtung im Ort geht. „Die müsste eigentlich der Kreis bezahlen“, gibt ein Mann zu bedenken. Am 8. Oktober findet im südlichsten Bundesland die Landtagswahl statt, von der in kleinen Gemeinden noch nicht viel zu spüren ist. Jörg Palitzsch