Privatbahn konkurriert mit Privatbahn

Ein neuer Anbieter wagt sich mit dem Vogtland-Express in den Fernverkehr. Wettbewerb mit InterConnex und DB zwischen Leipzig und Berlin. Auf Langstrecken bleibt der Marktanteil der Bahn AG dennoch bei fast 100 Prozent

LEIPZIG taz ■ Die Deutsche Bahn AG hat einen neuen Konkurrenten im Fernverkehr: Seit gestern fährt der Vogtland-Express auf der Strecke Plauen–Leipzig–Berlin. Nach dem InterConnex, der zwischen Gera und Rostock über Leipzig und Berlin unterwegs ist, ist der Vogtland-Express nun der zweite private Bahnanbieter auf dieser Strecke. Die Fahrpreise liegen bei beiden durchschnittlich 30 Prozent unter den Regionalbahnpreisen und fast 50 Prozent unter den ICE-Preisen der Deutschen Bahn AG. Junge Leute und Vielfahrer erhalten zusätzliche Rabatte.

Der Vogtland-Express wolle dem InterConnex keine Konkurrenz machen, betont Vogtlandbahn-Vertriebsleiter Thorsten Reichel. Es gehe vor allem um eine günstige Verbindung in die Hauptstadt für Tagestouristen und Geschäftsreisende aus dem Vogtland. Dabei hat der InterConnex auch ohne den neuen Konkurrenten schon genug Probleme: Die Fahrgastzahlen sind im letzten Jahr um fast ein Viertel eingebrochen. Denn die Bahn AG habe mit preislich attraktiven Angeboten und Verbesserungen bei der Pünktlichkeit auf die Konkurrenz reagiert, berichtet Connex-Sprecher Andreas Winter. Der InterConnex fahre daher bereits ohne die vogtländische Konkurrenz „im grenzwertigen Bereich“ der Wirtschaftlichkeit, so Winter.

Preisbewusste Spontanfahrer können daher zwischen Leipzig und Berlin zwischen zwei Angeboten wählen. Ob sich beide halten können, liegt an den Menschen, die in den durch die Bahn AG vom Fernverkehr abgekoppelten Gebieten Ostdeutschlands wohnen.Knapp 50 Prozent Auslastung zwischen Leipzig und Berlin – der Abschnitt Plauen bis Leipzig wird vom Freistaat Sachsen subventioniert – müssen es beim Vogtland-Express sein. Bei der Jungfernfahrt gestern saßen 145 Menschen im 240 Sitzplätze umfassenden Zug.

Auch mit dem Vogtland-Express bleibt der Marktanteil der DB im Fernverkehr bei knapp 100 Prozent. Im Nahverkehr dagegen, den die Bundesländer bestellen und bezahlen, erbrachten private Bahnfirmen letztes Jahr 11,9 Prozent aller Zugkilometer in Deutschland, vor allem auf Nebenstrecken. Doch zum Fahrplanwechsel im Dezember wird die DB auch die wichtige Strecke Sylt–Hamburg an die Connex-Gruppe verlieren. Einzelne Züge sollen im Sommer bis nach Berlin und Köln weiterfahren. In Schleswig-Holstein – mit 30 Prozent Spitzenreiter bei der Vergabe an Private – werden seit 2003 zwei Regionalexpressstrecken privat betrieben. Schlusslichter sind Sachsen-Anhalt und Berlin-Brandenburg mit einem DB-Anteil von 98 Prozent.

Schon 2005 wird das anders aussehen: Zum letzten Fahrplanwechsel hat die DB die meisten der Regionalbahnen östlich von Berlin an die Ostdeutsche Eisenbahn (Odeg) verloren. Der Nordwesten Brandenburgs ist fest in der Hand der Prignitzer Eisenbahn. Beide gehören wie die Vogtlandbahn zum Arriva-Konzern, der durch massive Aufkäufe zur Nummer drei nach DB und Connex geworden ist.

MATTHIAS BERGT