meinungsstark
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„Wo kämen wir hin …“

„Greta Thunberg vor Gericht: Schweden klagt Klimaaktivistin an. Wegen Ungehorsams gegenüber der Polizei wurde Greta Thunberg angeklagt. Bei einem Protest in Malmö hatte sie den Hafenverkehr blockiert“, taz vom 6. 7. 23

Die Letzte Generation ist ungemütlich und stellt uns große Probleme und deren Lösungen vor. Ich möchte auf eine Notiz von Kurt Marti hinweisen: „Wo kämen wir hin, wenn alle sagten, wo kämen wir hin, und niemand ginge, um zu schauen, wohin man käme, wenn man ginge.“ Wie wäre es, klebte sich diese Notiz in den Köpfen der Menschen ein?

Ulrike Dajcman, Bad Boll

Verharmlosung von Tritium

„Ein strahlendes Geschenk für den Pazifik. 1,3 Millionen Tonnen gefiltertes Kühlwasser aus dem Fukushima-Reaktor könnten ins Meer geleitet werden. Die Internationale Atomenergiebehörde unterstützt das“, taz vom 5. 7. 23

„Nach Ansicht der internationalen Atomenergiebehörde IAEA ist Tritium in geringen Mengen für Mensch und Umwelt unschädlich“. So steht es auch in Ihrem Bericht. Was sind „geringe Mengen“? Die Firma Tepco will 1,3 Millionen Tonnen von mit Tritium verseuchtem Wasser in den Pazifik leiten. Ist das eine geringe Menge? Tritium (H-3, im Atomkern ein Proton und 2 Neutronen) ist ein instabiles Wasserstoff-Isotop. Es sendet mit einer Halbwertzeit von 12,3 Jahren Beta-Teilchen (Elektronen) aus. Diese besitzen eine relativ geringe Energie und deshalb keine große Reichweite im lebenden Gewebe.

Daraus kann jedoch keineswegs auf Harmlosigkeit geschlossen werden. Die Behauptung, Tritium sei für Lebewesen unbedenklich, ist falsch.

Tritium verbindet sich leicht mit Sauerstoff zu „tritiiertem“ Wasser. Die Gefahr entsteht nach der Tritium-Aufnahme in den Körper, durch Einatmen, Trinken, Essen. Das radioaktive Wasser diffundiert durch alle Zellmembranen und wird Teil des gesamten Körperwassers. In der Schwangerschaft erreicht es über die Placenta ohne Hindernis das ungeborene Kind. Tritiiertes Wasser kann in alle organischen Strukturen eingebaut werden, auch in die Gene. Dort reicht die geringe Reichweite der abgestrahlten Elektronen allemal aus, um Gen­schäden zu verursachen. Winfrid Eisenberg, Herford

Der Papst ist angewidert

„Koranverbrennung in Schweden: Papst und Saudis sind wütend“, taz vom 4. 7. 23

Der Papst ist voller Wut und Abscheu wegen einer Koran-Verbrennung.

Wo war seine Empörung, als die europäischen Grenzschützer mehrere hundert Kinder, Frauen und Männer im Meer ermordet haben? Wo seine Wut über alle Schweinereien, die täglich passieren, die ständig wachsenden Ungerechtigkeiten zwischen Arm und Reich, nicht zuletzt die unfassbaren Missbrauchs- und Gewaltverbrechen in seiner eigenen kirchlichen Verantwortung?

Aber was antworten Katholen immer auf die Frage, warum Gott das alles zulasse? „Die Wege des Herrn sind unergründlich!“ Amen. Ellen Al Saadawe, Riegelsberg

Autoritäre Tendenzen im Osten

„Wer Nazis wählt, ist ein Nazi. Der ostdeutsche Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk über die kürzlich in einer Studie festgestellten starken autoritären Tendenzen im Osten und die Rolle des Westens“, taz vom 4. 7. 23

Bezeichnend für die Wahrnehmung behinderter Menschen durch DDR-Bürger ist, dass die im Interview erwähnte westdeutsche, auch „ drüben“ zu empfangende ZDF Fernsehserie „Unser Walter“ in der DDR entgegen der Intention der Sendung diskriminatorisch benutzt wurde. „Mein Gott, Walter“ sagten die Leute zum Beispiel, wenn jemand ungeschickt handelte. Die faschistischen Narrative vom gesunden Volkskörper wurden in der DDR eben nur abgesägt, aber Wurzel und Nährboden blieben weitestgehend unangetastet.

Wolfram Hasch, Berlin