Wenig Andrang in den Wahllokalen

SYRIEN In mehreren Orten werden Aufrufe zum Boykott und Streik befolgt. 15 Tote bis zum Mittag

DAMASKUS dpa/dapd | Begleitet von Explosionen und Kämpfen in mehreren Provinzen haben die regimetreuen Syrer am Montag ein neues Parlament gewählt. Die Anhänger der Opposition boykottierten die Wahl, die sie als „Farce“ bezeichneten. In einigen Gebieten in Daraa und in kurdischen Siedlungsgebieten folgten Angehörige der Protestbewegung einem Aufruf zu einem Generalstreik. Ähnliche Berichte gab es aus den Protesthochburgen Homs und Hama.

Insgesamt war der Andrang an den Urnen nach Angaben von Beobachtern gering. In einigen Bezirken der Hauptstadt Damaskus kamen ungefähr so viele Wähler zu den Urnen wie bei früheren Wahlen. Das Innenministerium stellte eine „beachtliche Wahlbeteiligung“ fest. In Syrien spielt das Parlament keine große Rolle, da die Macht um Präsident Baschar al-Assad konzentriert ist. Die Opposition rechnete nicht mit einer positiven Veränderung durch die Wahlen. Die Staatsführung werde sich nicht ändern, sagte der Aktivist Mussab Alhamadee aus Hama am Telefon. „Die Führung ist wie eine alte Frau, die versucht, Make-up aufzutragen“, sagte er. Seinen Angaben zufolge waren die Straßen in Hama leer und die Geschäfte geschlossen.

Nach Angaben von Aktivisten töteten die Regierungstruppen in den Provinzen Hassaka, Deir as-Saur, Homs und Damaskus-Land bis zum Mittag 15 Menschen, darunter ein Kind und fünf Deserteure.

Aus Daraa, Hama, Latakia und Damaskus-Land wurden Explosionen gemeldet. In einigen Städten und Dörfern demonstrierten Oppositionelle gegen die Wahl.