Drohnen auf Kyjiw, Beschuss in Cherson

Die Drohnen konnten abgewehrt werden. In Cherson wurde ein Wohnviertel angegriffen

Russland hat nach ukrainischen Angaben am Sonntagmorgen die ukrainische Hauptstadt Kyjiw mit Drohnen angegriffen. Es handelte sich um die erste derartige Attacke binnen zwölf Tagen. Sämtliche Drohnen des Typs Schahed aus iranischer Fertigung seien entdeckt und abgeschossen worden, so der Chef der Kyjiwer Militärverwaltung, Serhij Popko. Zusätzlich zur Hauptstadt selbst sei aber auch auf die umliegende Region gezielt worden. Eine genaue Zahl der Drohnen, die Kyjiw angegriffen haben, wurde zunächst nicht genannt. Die ukrainische Luftwaffe teilte aber mit, dass von Moskau landesweit acht Schahed-Drohnen und drei Marschflugkörper des Typs Kalibr eingesetzt worden seien.

Weiter südlich, in der teilweise von Russland besetzten Region Cherson, wurde nachts ein 13-jähriger Junge verletzt. Das teilte der Sprecher der dortigen ukrainischen Militärverwaltung, Oleksandr Tolokonnikow, mit. Dies sei passiert, als die russische Armee ein Dorf am Ufer des Dnepr beschossen habe, sagte er. Der Junge sei ins Krankenhaus gebracht worden und befinde sich nicht in Lebensgefahr.

Der Beschuss Chersons dauerte am Sonntagmorgen an. Auch am Sonntagnachmittag meldete die staatliche Regionalverwaltung in Cherson sämtliche Beschüsse. Laut dem ukrainischen Medienportal pravda.ua war ein Chersoner Wohngebiet Ziel der Angriffe. Eine Apotheke, ein Gaststättenbetrieb und ein mehrstöckiges Gebäude wurden zudem beschossen, mehrere Menschen wurden verletzt.

Erbitterte Kämpfe meldete das ukrainische Militär weiter aus dem industriell geprägten Osten des Landes. Die Attacken konzentrierten sich demnach auf die Gebiete um Bachmut, Marinka und Lyman in der Provinz Donezk.

Der Generalstab berichtete am Sonntagmorgen, Russland habe in den vergangenen 24 Stunden 27 Luftangriffe verübt, einen Raketenangriff und etwa 80 Attacken mit Mehrfachraketenwerfern. Ziele seien Regionen im Norden, Nordosten, Osten und Süden des Landes gewesen.

In Russland vermeldeten Behördenvertreter den Abschuss einer Drohne in der Region Belgorod, die an die Ukraine grenzt. Auch die Region Kursk sei beschossen worden. Berichte über Opfer oder Schäden lagen zunächst nicht vor.

In der Kyjiwer Vorstadt Butscha, in der im Frühjahr 2022 Hunderte Zivilisten getötet wurden und wo seit April 2022 Beweise für mögliche Kriegsverbrechen gesammelt werden, wurde am Sonntag eine Installation im Stadtpark zum Gedenken an die während der russischen Besatzung getöteten Einwohner enthüllt. 501 Opfer werden auf den aufgestellten Tafeln erwähnt. „Dies kann nicht vergessen und nicht vergeben werden. Deshalb erinnern wir die Welt weiterhin an das Kriegstribunal“, sagte der Bürgermeister von Butscha, Anatoliy Fedoruk, dem russischen unabhängigen Exilmedium Meduza. (gta, ap)