Der Irrwisch aus Bahia Blanca

Der Argentinier Manu Ginobili sorgt im NBA-Finale nicht nur für eine 2:0-Führung seiner San Antonio Spurs gegen Detroit, sondern auch für die basketballerischen Glanzpunkte

BERLIN taz ■ 1999 beim NBA-Draft wurde er erst als 57. Spieler in der zweiten Runde von den San Antonio Spurs erwählt. Heute ist der argentinische Wirbelwind Manu Ginobili nicht nur auf dem besten Weg, die Spurs zum Titel in der NBA zu führen, sondern auch der Lichtblick für die leidgeprüften Bosse der Basketball-Liga. Ein Finale, das von den defensivstärksten Teams der NBA bestritten wird, ist ganz gewiss nicht ihr Herzenswunsch, und die TV-Einschaltquoten der bisherigen beiden Spiele, welche die Spurs gegen Titelverteidiger Detroit Pistons gewannen, zeigen deutlich, warum. Satte 25 Prozent weniger Haushalte als im letzten Jahr schauten zu, damals spielten die Pistons wenigstens gegen die Los Angeles Lakers Shaquille O’Neal und Kobe Bryant.

Diesmal schied Shaq mit seinem neuen Klub Miami Heat ebenso im Halbfinale aus wie die angriffsfreudige und spektakuläre Steve-Nash-Gang von den Phoenix Suns. Übrig blieben zwei Teams, deren größtes Vergnügen es ist, auf nüchterne und effektive Weise das Spiel des Kontrahenten zu strangulieren.

Wie gut, dass es da Manu Ginobili gibt, den wieselflinken Irrwisch mit den akrobatischen Korbwürfen und der hohen Schmerzgrenze, der inzwischen mehr blaue Flecken haben dürfte als ein Mohnkuchen. Als Spurs und Pistons im ersten Match zielstrebig auf die niedrigste Punktausbeute eines Finalspiels in der NBA-Geschichte zusteuerten, verhinderte dies nur der 27-Jährige aus Bahia Blanca, der im letzten Viertel Detroit im Alleingang rammdösig spielte. In Partie zwei am Sonntag waren es ebenfalls seine 27 Punkte, die als Basis für den 97:76-Sieg seiner Spurs dienten. Aber auch sonst war Ginobili allgegenwärtig, hechtete in gegenerische Pässe, rutschte übers Parkett, so dass man sich die Mopps zum Aufwischen sparen konnte, verteilte sieben Assists und wurde am Ende mit Ovationen gefeiert.

Manu Ginobili heißt das Rätsel, das Detroits Coach Larry Brown bislang nicht lösen konnte, langsam wird es Zeit. Nur zwei Teams haben nach einem 0:2 eine Finalserie noch gewinnen können, eine dritte Niederlage im morgigen Heimspiel wäre wohl der endgültige Abgesang. Für die Pistons und – trotz Ginobili – für die Ratings. MATTI