Verpasst?
: Wossi

„Fröhlich lesen!“, So., 22.50 Uhr, MDR

„‚Fröhlich lesen!‘ will nicht konkurrieren mit den Feuilletons, wir rezensieren nicht, wir schmeißen auch keine Bücher in Tonnen. Wir stellen Ihnen Bücher vor“, sagte Susanne Fröhlich am späten Sonntagabend im MDR, weil sie als Moderatorin der neuen Talkshow „Fröhlich lesen!“ nun mal irgendwas sagen musste, als nach dem Vorspann die Kamera angegangen waren. Und weil der Begrüßungstext vorab aufgeschrieben war, zitierte Fröhlich auch noch Woody Allen mit den Worten: „Löwe und Kalb werden beisammenliegen, aber das Kalb wird nicht sehr viel Schlaf bekommen.“ Anschließend führten der westdeutsche Publizist Michael Jürgs und ostdeutsche „Fakt“-Ansagerin Angela Elis als Autoren einer „polarisierenden Streitschrift“ (ISBN: 3570008622) gemeinsam mit dem westdeutschen V.i.S.d.P-Chef Hajo Schumacher (ISBN: 3896672800) und dem ostdeutschen Kabarettisten Peter Ensikat (ISBN: 3896672738) 45 Minuten lang eine unglaublich überflüssige Diskussion über das deutsch-deutsche Zusammenleben. Für kluge Gedanken war zwar leider kein Platz, dafür aber für den häufigen Gebrauch der Wörter „Ossi“, „Wessi“ und „Wossi“. Und es war schon erstaunlich, wie banal sogar Jürgs und Schumacher daherreden können, wenn Susanne Fröhlich dabeisitzt. Aber okay: Hatte Fröhlich nicht bereits in ihrer Eröffnungsmoderation angekündigt, man habe „keine Scheu vor dem Trivialen“? Schade nur, dass es dort auch geheißen hatte: „Das Urteil überlassen wir Ihnen selbst.“ Hätte Fröhlich gleich gesagt, wie schlimm ihre Sendung ist, hätte man sich sogar diese Zeilen sparen können. CSCH