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Marcus Woeller schaut sich in den Galerien von Berlin um

Der Fokus des Gallery Weekend liegt auf der Gegenwartskunst. Schließlich ist die zeitgenössische Kunstproduktion auch sonst das größte Pfund, mit dem Berlin wuchern kann. Aber die angereisten Sammler sollten in diesem Jahr offenbar auch durch gereiftere Namen überzeugt werden, die der Kunstmarkt schon nachhaltig bewertet hat. Andy Warhol zieht da immer! Aber die Gegenüberstellung mit Hans Arp ist neu. Die Galerie Crone zeigt frühe Zeichnungen des späteren Pop-Art-Zampanos und setzt sie in den Kontrast zu späten Skulpturen des früheren Dada-Mitbegründers. Die eleganten Porträts seiner Freunde und WG-Mitbewohner mit erotischen Details auf der Rückseite skizzierte Warhol zu Beginn der fünfziger Jahre. Deutlich inspiriert vom Strich Jean Cocteaus oder Henri Matisse’ eröffnete er mit ähnlichen Zeichnungen 1952 seine allererste Ausstellung in New York. Hans Arp war da schon längst ein Star und wandte sich gerade seiner letzten Werkgruppe zu – den sogenannten Schwellenskulpturen, flächigen Metallplastiken mit Aussparungen und Durchsichten. Warhol und Arp verbindet die Konzentration auf die Kontur als zentrales bildnerisches Element, sei es eine Kugelschreiberlinie oder eine geschweißte Stahlkante.   Die 1971 gestorbene Fotografin Diane Arbus hielt sich nicht lange mit derlei Abstraktionen auf. Sie suchte den direkten Kontakt zu den Menschen: Behinderte, Transsexuelle, Exzentriker, Senile und Entstellte porträtierte sie in den sechziger Jahren mit neugieriger Offenheit – jenseits aller Anbiederung oder Betroffenheitsheuchelei. Die Vielfalt der menschlichen Existenz wollte sie dokumentieren und formulierte so das Manifest einer Schönheit der Andersartigkeit. Mit der Kabinettausstellung bringt die Fotogalerie Kicken schon jetzt einen Vorgeschmack auf die Retrospektive, die ab Juni im Martin-Gropius-Bau gastiert.

■Warhol & Arp, bis 16. Juni, Di.–Sa., 11–18 Uhr, Galerie Crone, Rudi-Dutschke-Str. 26 ■ Diane, Arbus, bis 1. September, Mi.–Sa., 14–18 Uhr, Galerie Kicken, Linienstr. 161 a

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