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Wenn auf der Straße das Feind-Denken herrscht

Nee, das kann doch jetzt nicht sein! Wieder so ein Autofahrer, der meint, PS-verstärkt einen Radfahrer von der Straße auf den Gehweg verscheuchen zu müssen. Nur weil da vor grauen Vorzeiten mal einer auf diesen ohnehin schon nicht breiten Bürgersteig im Berliner Vorort Zehlendorf noch eine weiße Linie gepinselt hat, die einen vermeintlichen Radweg markieren sollte. Längst – falls das überhaupt je so war – steht keins der blau-weißen Schilder mehr in der Straße, die einen Radweg benutzungspflichtig machen. Aus dem Fenster des Autos beugt sich der Beifahrer, macht Zeichen, die so aussehen, als würde er damit genau so ein Schild beschreiben. Nee, nee, nee, stimmt nicht!

Gut, immerhin schreit und hupt er nicht wie sonst andere. 150 Meter und eine Kurve weiter stoppt der Wagen dann plötzlich und der Mann steigt aus.

Berlin-Zehlendorf

54.200 Ein­wohner*innen.

„Berlins absurdester Radweg“ wurde 2018 in dem Ortsteil ausgemacht. Der kaum zu bewältigende Zickzackkurs an Bäumen vorbei wurde zum Medienphänomen – und war damit schnell Geschichte.

Was jetzt? Prügelei auf offener Straße, edler Radler gegen gemeinen Autofahrer? Doch statt ein wutverzerrtes Gesicht zu zeigen, strahlt der Mann und sagt: „Ich will dir nichts, ich bin doch einer von euch – ich wollte dir bloß zeigen, dass du da gleich einen Karton von deinen Einkäufen hinten drauf verlierst.“ Stefan Alberti

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