SPD-Nachwuchs kampfbereit

Ein wackeres Grüppchen von Karrieristen will der Parteispitze „in die Schlacht“ folgen

BERLIN taz ■ „Resignation ist etwas für Feiglinge“, sagt Hubertus Heil. Der 32-jährige SPD-Bundestagsabgeordnete aus dem Wahlkampf Gifhorn/Peine blickt dabei sehr ernst in die Kameras. „Sozialdemokraten sollten keine Feiglinge sein“, fügt er an – und erklärt, warum es sich lohnt, für Kanzler, Vorsitzenden und die Partei in den Wahlkampf zu ziehen.

Eine wackeres Grüppchen von 18 Sozialdemokraten wendet sich seit gestern mit einem Aufruf an die Parteifreunde, den Bundestagswahlkampf gegen CDU und FDP zu eröffnen. Auf der Homepage www.wirkaempfen.de sollen die Mitglieder in den kommenden Wochen das bekennen, was eigentlich selbstverständlich sein müsste: die Bereitschaft, Bundeskanzler Gerhard Schröder und Parteichef Franz Müntefering „in die Schlacht“ zu folgen.

Unterzeichner des Aufrufs ist die selbst ernannte „nächste Generation der SPD“. Dabei sind vor allem Abgeordnete aus Bundestag und Länderparlamenten, die davon überzeugt sind, dass aus ihnen unbedingt noch etwas werden müsste im politischen Betrieb. Der unvermeidliche Sigmar Gabriel ist dabei, dazu der ambitionierte thüringische SPD-Chef Christoph Matschie, natürlich auch die baden-württembergische Landesvorsitzende Ute Vogt. Eigentlich fehlt nur die Parteilinke Andrea Nahles – die soll, wie auf dem Juso-Kongress in Leipzig am Wochenende verlautete, auch äußerst enttäuscht gewesen sein, dass die Initiatoren sie nicht gefragt haben.

„Das ist keine Initiative eines Flügels, sondern aus der Mitte der Partei“, sagt Mitinitiator Heil. Es habe sich eine Gruppe zusammengefunden, die „stolz auf das ist, was wir in den vergangenen Jahren geleistet haben“ – von Atomausstieg über Kindergelderhöhung bis zum Nein zum Irakkrieg.

„Die Kampfbereitschaft an der SPD ist größer, als man hier in Berlin wahrnimmt“, erklärt Martin Schulz, Vorsitzender der Sozialdemokraten im Europaparlament. Nein, die Parteispitze müsse nicht „bitte-bitte sagen“, die Basis sei „schon relativ kampfbereit“, immerhin. Denn klar sei: „Die CDU will eine andere Republik.“

Des Kanzlers Idee mit der Neuwahl, verkündet die frühere Juso-Chefin Nina Hauer, begrüße die Initiative „Wir kämpfen“ übrigens ausdrücklich. Als Franz Müntefering diese Entscheidung vor gut drei Wochen ausgerufen hatte, sah das noch anders aus. Da stand dieselbe Nina Hauer auf der Wahlparty der nordrhein-westfälischen SPD im Düsseldorfer Apollo-Theater. Und weinte. KLAUS JANSEN