VfB Lübeck-Trainer Lukas Pfeiffer: Kompetenz ohne Lizenz

Meistertrainer Lukas Pfeiffer soll nach dem Aufstieg in die 3. Liga weiter den VfB Lübeck trainieren. Dabei fehlt ihm die Trainerlizenz.

Lukas Pfeiffers jubelt nach dem Abpfiff

Lukas Pfeiffer hätte gern die Fußballehrer-Lizenz gemacht – dann kam Corona dazwischen Foto: Michael Schwarz/dpa

HAMBURG taz | Ein Gutes hatte Lukas Pfeiffers abgebrochene Pilotenausbildung für seinen nachfolgenden Beruf. „Ich konnte daraus mitnehmen, wie man in kritischen Momenten und unter Druck entspannt bleibt.“

Dabei gab es für den Trainer der Fußballer vom VfB Lübeck in der nun abgelaufenen Saison nicht sonderlich viele kritische Momente: Vergangene Woche wurde sein Team Meister der Regionalliga Nord, am Samstag holte das Team auch noch den Landespokal mit einem 2:1 beim SC Weiche Flensburg.

Pfeiffer könnte sich nun auf die kommende Saison konzentrieren. „Für die Dritte Liga gilt: Wir sind gekommen, um zu bleiben“, gibt er schließlich als Ziel aus. Doch ist das nicht die einzige Baustelle, die Pfeiffer und den Verein derzeit abseits des Platzes beschäftigt: Denn dem gebürtigen Lüneburger fehlt die Lizenz, um in der Dritten Liga Trainer zu sein.

Vorgeschrieben ist der Besitz der Uefa-Pro-Lizenz. Den höchsten Trainerschein darf erwerben, wer zuvor den Lehrgang zum zweithöchsten erfolgreich abgeschlossen hat. Doch auch der fehlt ihm noch.

Trainer-Lehrgang wegen Corona verpasst

Nur ist es nicht so, dass sich Pfeiffer darum nicht bemüht hätte: Die Coronapandemie machte seinen Plan zunichte, die zweithöchste A-Lizenz zu erwerben. Den Platz im Lehrgang hatte er schon, die Kurse wurden dann jedoch pandemiebedingt abgesagt. Nachholen konnte er sie wiederum nicht, weil sich zwischenzeitlich die Zulassungsvoraussetzungen erhöht hatten.

Diese Änderungen machten schon anderen Trainern ihre laufende Karriere zunichte: Der Ex-Werder-Profi Kevin Schindler musste deswegen seinen Job als Übungsleiter auf den Färöern beim HB Tórshavn aufgeben.

Pfeiffer und der VfB Lübeck hingegen haben sich nun entschieden, dass sie in der kommenden Saison dennoch weiter zusammenarbeiten wollen. Drohende Sanktionen nehmen sie damit bewusst in Kauf, ohne zu wissen, welche da auf sie zukommen: Von einer Verwarnung über befristete Sperren und Geldstrafen bis hin zu Punktabzügen lässt das Reglement mehrere Optionen zu. Ob und wie Pfeiffer die nötigen Lehrgänge noch absolvieren könnte, ist ebenso offen. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat eine Ausnahme ausgeschlossen.

„Die Frage der fehlenden Lizenz beschäftigt mich ja schon länger, und da gab es zwischendurch auch ein wenig Frust, aber es ist toll, dass mir der Verein den Rücken stärkt“, sagt Pfeiffer dazu. Daran, dass er die nötige Kompetenz besitzt, gibt es kaum Zweifel.

Fußball statt Pilotenausbildung

Schließlich hatte sich der gerade einmal 32-Jährige schon früh darauf festgelegt, Fußballtrainer zu werden. Nachdem er mit 23 Jahren kurz vor dem Abschluss seine Ausbildung zum Flugpiloten in Bremen abgebrochen hatte, nahm er in Köln das Sportwissenschaftsstudium auf. Nebenbei erwarb er beim DFB ein Zertifikat als Analyst, mit dem er etwa die U-17-Nationalmannschaft mit Videoanalysen unterstützte.

2020 hatte der VfB Lübeck ihn als Co-Trainer geholt, im darauffolgenden Sommer beförderte ihn der Verein zum Cheftrainer. Lübeck landete anschließend auf dem fünften Platz. In der nun abgelaufenen Saison war der Aufstieg frühzeitig klar, weil Lübecks einziger Konkurrent um die Meisterschaft, die zweite Mannschaft des Hamburger SV, auf Weisung des Clubs ohnehin nicht aufsteigen durfte.

„Wir sind überzeugt davon, dass wir in dieser Konstellation die besten Chancen besitzen, unsere Ziele in der kommenden Saison zu erreichen“, sagte VfB-Sportvorstand Sebastian Harms bei Pfeiffers Vertragsverlängerung im Mai. Man würde vorbehaltlos zustimmen und dem VfB den Nicht-Abstieg zutrauen – würden wegen Pfeiffers fehlender Lizenz nicht Punktabzüge drohen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.