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Exakt wie das Vorherige

BONGRAUCHER Die US-Zeitlupenmetalband Sleep, einst an ihrer Zähflüssigkeit gescheitert, lullte beim Konzert das Berghain großzügig ein

Doch nun kommen Sleep, von denen man eigentlich dachte, sie seien eher ein Gerücht denn eine wirklich bekannte Band, und das Berghain ist proppenvoll

Stonerrock ist fürwahr ein seltsames Genre. Innerhalb der Biertrinkerrichtung Heavy Metal bietet es eine kleine Nische für Kiffer. Außer im forciert-relaxten Reggae wird nirgendwo sonst in der Popmusik so offensiv die lebensqualitätssteigernde Wirkung des Heilkräuterkonsums gepriesen wie im schwermetallischen Stonerrock, der ja auch nicht ohne Grund so heißt.

Und Sleep aus Kalifornien sind vielleicht die ultimative Stonerrockband. Was bedeutet, dass im Berghain, wo man längst überall darauf hingewiesen wird, das Rauchen im großen Saal doch bitte zu unterlassen, dennoch ein süßlicher Duft von frisch gerauchtem Gras in der Luft liegt. Man muss die Sinne eben eintakten auf das, was da kommt, auf den langsamen, zähen Riffmetal von Sleep.

Nur wer bekifft ist, ist wahrscheinlich fähig, so dermaßen in Zeitlupe sein Haar zu schütteln, wie es bei Konzerten von Stonerrockbands dieser Güte üblich ist. So viele Vollbartträger, die keine Hipster, sondern Metalfans sind, wie auf diesem Konzert, hat man lange nicht mehr gesehen. Berlin sei keine Metalstadt, heißt es immer wieder. Man höre hier lieber schlechten Techno als guten Metal, wird oft behauptet.

Doch nun kommen Sleep, von denen man eigentlich dachte, sie seien eher ein Gerücht denn eine wirklich bekannte Band, und das Berghain ist proppenvoll. Als wäre man bei der Jahreshauptversammlung tätowierter, langhaariger Bongbesitzer. Vielleicht funktioniert Metal in Berlin ja einfach besser über den Umweg Technoclub. Sleep gehörten in den Neunzigern zu der Handvoll Stonerrock- und Doommetalbands, die das Erbe von Black Sabbath verwalteten, aber eben noch viel mehr heavy als diese klangen. So wie ähnlich gelagerte Bands à la Saint Vitus oder auch Kyuss wurden Sleep schnell eher legendär als dauerhaft erfolgreich. Die Geschichte von Sleep gestaltete sich dabei besonders tragisch. Nach zwei eher konventionellen Stonerrockalben gab sich die Band immer kryptischer, nahm sich die Melvins als großes Vorbild und verstieg sich in der totalen Abstraktion des Doomgenres.

Das gipfelte in Alben wie „Dopesmoker“ und „Jerusalem“, und Sleep begann damit, ein einziges ultralangsames Postmetalstück auf eine ganze Stunde auszuweiten. Das war selbst für schläfrige Bongraucher zu viel und zu experimentell für die alternative Musikindustrie. Die Platten wurden von ihrem Label zurückgehalten, Sleep lösten sich daraufhin frustriert auf, ihre Alben erschienen postum und „Dopesmoker“ erst jüngst erneut als inzwischen gefeierter Genreklassiker in der heute typischen Deluxe-Version.

Einst gescheitert sind Sleep nun also Kult und reformiert, selbst der Regisseur Jim Jarmusch bezeichnet sich als ihr Fan, und die Band zeigte auf ihrem Konzert im Berghain auch, warum sie so gefeiert wird. Selten zuvor klang wohl aus der berüchtigten Anlage so eine lavaartige Klangmasse aus ultraschweren Gitarrenriffs, tiefergelegten Basskanonaden und trocken stumpfem Schlagzeugspiel. Letztlich machten Sleep es ein wenig wie Status Quo: jeder Song klang exakt wie der Vorherige.

Aber das war egal. Hauptsache es dröhnte, und die Riffs fuhren tief in die Magengrube. Manchmal ein wenig Gesang, überall ungelenkes Köpfeschütteln und am Ende schreckliches Ohrensausen. Zum Runterkommen empfahl sich erst mal ein anständiger Spliff.ANDREAS HARTMANN

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