Aufschwung für Atomgegner

Mehr als 3.000 Menschen demonstrieren Montagabend gegen den Castortransport nach Ahaus. „Das ist die Wiedergeburt der Anti-AKW-Bewegung.“ Auseinandersetzungen mit der Polizei

AUS AHAUS JÖRN-JAKOB SURKEMPER

Der Widerstand gegen die Atomenergie hat in der Nacht von Montag auf Dienstag einen neuen Höhepunkt erreicht. Mindestens 3.000 Menschen haben sich am Montag Abend bei strahlendem Sonnenschein vor dem kleinen Ahausener Bahnhof eingefunden, um gegen den dritten und vorläufig letzten Atommülltransport aus dem sächsischen Rossendorf zu demonstrieren. Damit waren es tausend Menschen mehr als eine Woche zuvor, als rund 2.000 auf die Straße gingen.

Den Initiatoren scheint es damit gelungen zu sein, den Protest wieder auf eine breite Basis zu stellen und die „Lethargie der Leute aufzubrechen“, sagte Matthias Eickhoff, Sprecher der Initiative „Widerstand gegen Atomanlagen“. Jochen Stay von der Initiative „X-Tausendmal quer“ kündigte eine Wiedergeburt der Anti-Atom-Bewegung an. „Wir werden weiter für ein Leben ohne Atomkraft kämpfen“, sagte Stay auf der Demo am Montag.

Der Transport der letzten sechs von insgesamt 18 Castor-Behältern über die 600 Kilometer lange Strecke vom sächsischen Rossendorf ins westfälische Ahaus verlief ohne größere Zwischenfälle. Kurz nach seiner Abfahrt Montag Mittag schafften es Atomkraftgegner drei mal die Strecke vorübergehend zu blockieren. Als die gefährliche Fracht dann in Ahaus eintraf, lieferten sich die rund 250 noch anwesenden Demonstranten vor dem Zwischenlager Rangeleien mit der Polizei, weil diese den Transport unbemerkt über einen Seiteneingang in das Lager eskortiert hatte. Einige wütende Demonstranten versuchten einen Polizeiwagen umzuwerfen, Flaschen und Farbbeutel flogen. Nach Angaben der Atomkraftgegner wurde ein Demonstrant in Gewahrsam genommen. Die Polizei bestritt dies. „Es sind lediglich einige Personalien festgestellt worden“, so Peter Nowak von der Polizei Münster.

Die Bürgerinitiative „Kein Atommüll in Ahaus“ kritisierte die Entscheidung, den Transport über einen unbeleuchteten Feldweg ohne Randstreifen zu leiten scharf: „Dieses völlig unnötige Risiko hätte leicht in einem schweren Unfall enden können, wenn einer der Castor-Lkws in den Feldgraben gerutscht wäre“, sagte Felix Ruwe, der Sprecher der Initiative.

Im Zwischenlager Ahaus lagern bereits 305 größere Castor-Behälter, die jedoch nur 50 der insgesamt 450 genehmigten Stellplätze einnehmen. Ein wesentlicher Kritikpunkt der Atomkraftgegner ist die ungelöste Frage der Endlagerung. „Eine Lösung wird seit 30 Jahren verschleppt“, sagte Felix Ruwe und forderte einen sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie. Bis dahin solle der Atommüll so wenig herumgefahren werden wie möglich, ergänzte Initiativen-Sprecher Matthias Eickhoff. Das Zwischenlager in Ahaus sei genauso sicher oder unsicher wie das Lager am Forschungsreaktor in Sassendorf.