berliner szenen
: Das geht eigentlich gar nicht

Das Hallenbad schließt gerade, aber schwimmen muss sein. Also steuere ich trotz der Kälte ein nahes Freibad an. Mir fehlt ein Vorhängeschloss für den Kleiderspind. Egal, ich werfe einen unansehnlichen Haufen mit der Unterhose obenauf zusammen, und für die Wertsachen gibt es zum Glück kleine Schließfächer.

Schwimmen in einem leeren Becken ist herrlich, und wenn hinterher sogar warmes Wasser aus der Dusche kommt, erscheint die Welt plötzlich ganz rosig.

Aber welches Schließfach habe ich noch mal? Beim vermuteten klemmt der Schlüssel. Beim benachbarten auch, doch nach ein bisschen Ruckeln klackert der Euro runter und die Tür springt auf. Es liegen aber nicht meine Sachen drin, und wieder abschließen geht nicht. Dafür kriege ich jetzt auch meins auf.

Die Kassenfrau will sich kümmern, hat aber zu viel zu tun. Kinder lösen ihre Handys aus, aber keins muss an das offene Fach. Dann kommt ein Polizist in voller Montur. Etwas verwundert, aber hoffnungsfroh fragte ich ihn, ob er wegen des Schließfachs gekommen sei. „Nee, aber können Sie mir vielleicht sagen, wo ich mal pinkeln kann?“ – „Na klar, da vorne links ist für Jungs.“

Endlich kommt einer vom Schwimmbad. Ich erläutere ihm, wie ich statt meines Fachs versehentlich das falsche aufgeschlossen habe. Er fragt nach und ist sehr skeptisch: „Wissen Sie, das geht eigentlich gar nicht. Das ist eine ganz teure Schließanlage, auch wenn sie nicht so aussieht. Sie haben nicht zufällig einen Generalschlüssel?“ – „Nein.“

Er muss sich mit den Tatsachen abfinden und trägt die Sachen aus dem fremden Fach zur Kasse. Erst auf mein Beharren hin verspricht er, eine Notiz ins ausgeräumte Fach zu legen. Der junge Bursche hat noch keine Ahnung von zerrütteten Nerven.

Katrin Schings