Museum ohne Ethos

„Kopflose Nazi-Uniformen als Touristenattraktion“: 50-köpfige „Mahnwache“ begleitet Grundsteinlegung für Tamm-Sammlung

Von Petra Schellen

Als gigantische Sponsoren-Werbeveranstaltung mit teils blasphemischen Zügen gestaltete sich die gestrige „Grundsteinlegung“ im Kaispeicher B, der ab Frühjahr 2007 die stark militaristisch geprägte Schiffs- und Waffensammlung des Ex-Springer-Vorstandsvorsitzenden Peter Tamm beherbergen soll.

Für die „Überlassung eines Lebenswerks“ dankte da zum Beispiel Bürgermeister Ole von Beust dem 77-Jährigen, der bereits 30 Millionen Euro vom Senat bekam und derzeit verzweifelt Sponsoren sucht, um die Betriebskosten zu decken. Zynisch bis hochbewegt dankte Peter Tamm seinerseits nicht nur den Anwesenden, sondern auch dem SPD-Vorgängersenat, der das Projekt ermöglicht hatte. Und fast klang es, als sei der CDU ein im Grunde ungeliebtes Projekt quasi schicksalhaft in die Hände gefallen. Eine Lesart, die sich schwer mit jenem Stolz verträgt, der mitschwingt, wenn man von Beust und Finanzsenator Wolfgang Peiner (CDU) vom „Internationalen Maritimen Museum“ sprechen hört.

Mit einer Rede, die Kriege, Schiffswracks und sonstige Opfer als eher schicksalhaft denn menschengemacht erscheinen ließ, bemühte sich denn auch Hermann Schäfer, Präsident des Bonner Hauses der Geschichte, Tamms Geschichtsbild gerecht zu werden. Sogar die Bibel wurde bemüht: „Der Himmel freue sich, die Erde frohlocke / es brause das Meer und alles, was es erfüllt.“ Geradezu eine Blasphemie angesichts eines mit Hakenkreuz-Orden und U-Boot-Modellen zu bestückenden Museums, die dem Herrgott kaum gefallen haben dürften.

Vielleicht aber die Transparente jener rund 50 Demonstranten, die sich auf Anregung des Hamburger Forums für Völkerverständigung und weltweite Abrüstung am Kaispeicher eingefunden hatten: „Gegen Waffenkult und Marinepropaganda“ war da zu lesen, „Tolle Kriegsschiffe? Wo bleibt die Erinnerung an die Opfer?“ und „Kopflose Nazi-Uniformen als Touristenattraktion“ – im Rahmen einer stark von Polizei begleiteten „Mahnwache“, deren einziger kurzer Zwist sich um die Frage drehte, ob die Plakate quer über die Straße gehalten werden dürften. Sie durften nicht.

Und die Reaktion der so zum Spießrutenlauf gezwungen Geladenen? „Nie wieder Krieg“, hohngelächterten zwei ältere Herren laut. War aber nur Spaß.