Das Ende eines Denkmals für die Zukunft

NACHRUF Oldenburg beerdigt entgültig die Idee vom „Schlauen Haus“ – eine Schlappe für Schwandner

Am Montagabend ist nicht unerwartet das „Schlaue Haus“ in Oldenburg verstorben. Seit gut einem Jahr geisterte es als Idee durch die Stadt, die sich – die taz berichtete – 2009 mit dem zweifelhaften Titel „Stadt der Wissenschaft“ schmücken darf.

Oberbürgermeister Gerd Schwandner (parteilos) und Gefolge wollten, so beteuerten sie stets, in einer denkmalgeschützten Ruine am Schlossplatz – angeblich dem ältesten Haus der Stadt – Themen wie der Zukunft des Lebens, des Bauens und des Wohnens einen Raum geben. Übereilt wurde das Haus gekauft, das genaue Konzept blieb unklar. Fest stand nur, dass Oldenburg-Sponsoren wie der Energiekonzern EWE dort Platz zur Leistungsschau bekommen hätten.

Die endgültige Ablehnung des Hauses im Rat durch die Gegenstimmen von Grünen und SPD ist für Schwandner die zweite große Schlappe seiner dreijährigen Amtszeit. So scheiterte einst ein Kochfestival auf dem Rathausmarkt, für das er ähnlich verbissen gekämpft hatte.

Zu unkalkulierbar erschienen den Gegnern die tatsächlichen Kosten für das Haus, zu dubios die freihändige Vergabe der Bauplanung an das Stuttgarter Architekturbüro Behnisch, zu klotzig der Glasbau für 3,5 Millionen Euro, zu forsch Schwandners Vorgehen, der wieder den Eindruck erweckte, ein Gremium wie der Rat sei ihm lästig, vernünftig nur, was er selbst denkt.

Was bleibt, ist die Ruine einer inhaltsleeren Politik. Sie wird noch einige Zeit vor sich hin faulen, weil einer sie als Denkmal haben wollte. Leb’ wohl, altes Haus! FELIX ZIMMERMANN