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Wird uns der Ölkäfer wirklich umbringen?

„Giftiger Killer-Ölkäfer breitet sich in Deutschland aus!“ So ähnlich wurde zuletzt in vielen Schlagzeilen Panik vor dem Insekt verbreitet.

Richtig ist:

Erstens gibt es den Ölkäfer, auch als Maiwurm bekannt, schon lange in Deutschland. In Mitteleuropa kommen über 20 Arten aus der Ölkäferfamilie vor. Zweitens steht der Schwarzblaue Ölkäfer, der hier am verbreitetsten ist, auf der Roten Liste, weil sein Bestand gefährdet ist. Er breitet sich also nicht aus, sondern ist bedroht.

Die Aufregung könnte entstanden sein, weil der Käfer zurzeit unterwegs ist. Von April bis Mai sucht er an Wegrändern, in Gärten und lichten Wäldern nach Nahrung wie Bärlauch oder Blütenpflanzen. Fliegen kann der ein bis drei Zentimeter große, schwarze Käfer nicht. Seine Flügel sehen aus wie fünf Nummern zu klein und bedecken den kräftigen Körper nur zur Hälfte.

Fühlt sich der Käfer bedroht, tritt das Gift Cantharidin in Form öliger Tröpfchen aus seinen Kniegelenken aus – daher der Name. Kommt man mit dem Gift in Berührung, können Hautrötungen und Blasen entstehen. Dagegen hilft mal wieder gründliches Händewaschen. Um sich lebensgefährlich zu vergiften, müsste man aber mehr als einen Käfer verspeisen. Aus Versehen passiert das allein durch die Größe des Käfers wahrscheinlich nicht, zumal das Gift sehr bitter schmecken soll.

Der Ölkäfer ist also doch nicht so ein Killer, wie in manchem Boulevardblatt behauptet. Bisher ist kein Fall bekannt, bei dem ein Mensch oder ein Haustier durch das Gift des Ölkäfers gestorben ist.

Bedroht ist der Käfer übrigens wegen seiner komplizierten Fortpflanzungsweise. Denn die Larven sind auf bestimmte Wildbienenarten angewiesen, in deren Nestern sie sich entwickeln. Die Zahl der Bienen schrumpft aber wiederum auch. Sophie Fichtner