Bethanien bleibt wohl ein Traum

Im Bethanien ist für die ehemaligen BewohnerInnen der Yorck 59 kein Platz: Die Verhandlungen mit dem Bezirk verliefen erfolglos. Künstlerhaus klagt über Schäden, die die Besetzer verursacht hätten

VON FRAUKE ADESIYAN

Der Traum der einstigen Bewohner der Yorck 59, im Bethanien-Haus bleiben zu können, ist vermutlich aus. Bei den gestrigen Beratungen mit dem Bezirksamt konnte keine Einigung erreicht werden. „Die Standpunkte waren einfach nicht kompatibel“, kommentierte die Bürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, Cornelia Reinauer (PDS), das Ergebnis. Die Position der StadträtInnen: Ein Verbleib der Yorcker im Bethanien, von dem sie Teile am Samstagnachmittag besetzt hatten, sei keine Alternative. Das Bezirksamt will heute Vormittag beraten, ob es von dieser Position abrückt. Bis 12 Uhr wurde die Duldung der Besetzer verlängert.

Tina von den Yorckern war nach dem Gespräch dennoch positiv gestimmt: „Wir versuchen weiter eine Zwischennutzung des Bethanien durchzusetzen.“

Unterdessen entwickeln sich in dem Haus Konflikte zwischen alten Bewohnern und neuen Besetzern. Der Leiter des Künstlerhauses Bethanien GmbH, Christoph Tannert, schlägt sich derzeit mit Schäden und Verschmutzungen herum, die seiner Meinung nach von den Yorckern verursacht wurden. „Die Besetzer haben einen gesetzeslosen Zustand erzeugt, in dem so etwas möglich wurde“, erklärt er.

Bei einem Rundgang zeigt er verärgert auf die Schäden. Die Scherben einer eingeschlagenen Glastür liegen noch auf dem Boden, von der Decke hängen Teile der zerstörten Notbeleuchtung, einige Schlösser sind kaputt. Den Schaden an zwei Kunstwerken lässt Tannert derzeit prüfen.

Die Besetzer weisen die Schuld an diesen Zerstörungen von sich: „Von uns hat niemand Interesse daran, irgendetwas kaputtzumachen oder jemanden zu verängstigen“, verteidigt Yorckerin Katharina ihre MitstreiterInnen. In der Nacht vom Samstag zum Sonntag seien wegen Festen auf dem Mariannenplatz viele Menschen in dem Haus gewesen. Auch von ihnen könnten die Schäden rühren.

Tannert meint, er wisse um das Problem der Verantwortung in revolutionären Zeiten. Nach Eigenauskunft sei er selbst revolutionären Einstellungen nicht abgeneigt. Die momentane Besetzung ist für ihn allerdings weniger revolutionär als ein reiner Überlebenskampf. „Die Besetzer haben keine politische Botschaft außer dem reinen Überleben. Das hat etwas Raubtierhaftes“, argumentiert er wütend. Als Besetzer ihn am Montag sprechen wollten, gab er ihnen eine Broschüre über die erste Besetzung des Bethanien, um sie aufzuklären: „Die wissen doch nichts über das Schwergewicht der Ideale, mit denen sie sich jetzt in eine Konkurrenzsituation begeben.“ Der Wunsch nach sauberem und trockenem Wohnraum sei keine politische Forderung.

Auch eine Symbiose der Besetzer mit den Künstlern in seinen Ateliers kann sich Tannert nicht vorstellen. Die Künstler fühlten sich irritiert, bedroht und gestört. Katharina von den Yorckern meint hingegen, dass dies nicht auf alle Künstler zutreffe: „Wir haben am Samstag mit Einzelnen gesprochen und bei den anderen vorsichtig Flugblätter durch den Türschlitz geschoben, damit sie wissen, was los ist.“