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Wenn man sich plötzlich doch nicht mehr einig ist

Es ist sonnig in Bremen, als sich die Erster-Mai-Demos auf den Weg machen, später soll es vielleicht regnen. Am Domshof versammeln sich Personen von jung bis alt, die einen hören aufmerksam den Redebeiträgen zu, die anderen toben sich auf der Hüpfburg aus. Vom Hauptbahnhof her zieht die internationalistische revolutionäre Bündnisdemo unter dem Motto „Kapitalismus überwinden – unser Leben verteidigen“ heran.

Es geht los mit Trommeln und Parolen, Transparente und Schilder sind in Position. Die Stimmung ist kämpferisch, in ihrer Einigkeit aber auch sonderbar friedlich. Und dann zieht zwar nicht am Horizont, aber immerhin am Rand des Blickfelds ein Plakat vorbei: „Friedliche Koexistenz mit Russland“ steht drauf und weiter:„Die Teilung der Ukraine ist die einzige friedliche Lösung für Europa“. Es sind hörbar nicht alle damit einverstanden, doch die Person bleibt stur und kann mit ihrer Parole beharrlich durch die Bremer Innenstadt ziehen.

Bremen-Mitte

17.557 Ein­wohner*innen. Zwischen Altstadt und Bahnhofs­viertel liegen in Bremen Welten – aber nur wenige Meter. Neben touristischem Allerlei findet hier auch das politische Leben des Stadtstaates statt.

Die meisten hier gehen sichtlich auf Abstand, aber nicht alle. Und die noch länger nachhallende Frage bleibt so unbestimmt wie das Wetter: welche Stimmen hier wie viel Gewicht haben. Nur Maulawy