Fiskalisch so wertlos wie nie

FREUNDSCHAFT Das Deutsch-Französische Jugendwerk jubelt über 200.000 Austauschteilnehmer – und bekommt doch real immer weniger Geld

Deutsch-Französischer Jugendaustausch, das hat immer den Hautgout von Abendessen, bei denen man lernt, wie man stilvoll Käse ist, aber sonst wenig versteht. Der Kontakt zwischen den Austauschschülern verbleicht oft schnell. Kurz, die deutsch-französische Freundschaft ist so normal, dass sie ziemlich langweilig ist. Dem wollte nun das neue Traumpaar des gemeinsamen Jugendwerks, Sabine Eva Kuntz und Béatrice Angrand, entgegentreten. Aber aus jedem Satz der beiden Powerfrauen triefte die Botschaft: Die union libre ist in einer Krise.

Nein, die beiden Länder werden nicht wieder übereinander herfallen. Jedes Jahr treffen sich 200.000 junge Deutsche und Franzosen, die Zahl steige, das Besuchsprogramm Sauzay verzeichne gar „eine dramatische Steigerung“. Konkrete Zahlen blieben die Damen weitgehend schuldig. Die Statistik zeigt, dass die Zahl der Französisch-Schüler bestenfalls wacklig ist, zuletzt war sie eingebrochen (von 1,76 auf 1,7 Millionen im Jahr 2007).

Darüber soll sich niemand wundern. In Schulen versuchen Eltern, Alternativen zum unvermeidlichen Englisch zu finden – und der Ablauf ist immer der gleiche. Monatelang ringt man um Französisch in der Grundschule, bis es zwei Tage vor den Ferien heißt: Französisch kommt nicht zustande – weil zwei Schüler fehlen. Kuntz und Angrand meinten, man weiche daher auf neue Zielgruppen aus – darunter solche, die kein Französisch können. Das ist löblich – und fatal zugleich: Die Stammkundschaft schwindet, also wendet man sich ans Laufpublikum.

Die wichtigste Zahl aber ist eine andere: Das Budget des Deutsch-Französischen Jugendwerks liegt stabil bei 20 Millionen Euro – seit 1963. Das heißt: Der Etat beträgt noch ein Drittel von einst. Mit anderen Worten: Rein fiskalisch ist die deutsch-französische Freundschaft so wertlos wie noch nie. CIF