brief des tages
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Hybris gegenüber Enkelkindern

„Wahlkampf mit Atomkraft“, taz vom 16. 4. 23

Wer garantiert uns denn, dass uns keiner der immer älter werdenden französischen und belgischen Atommeiler früher oder später um die Ohren fliegt?

Windscale an der Irischen See wurde schon 1957 verseucht und dann umbenannt in Sellafield. Biblis stand 1987 vor einem Beinahe-GAU. 1972 war Würgassen im Bereich einer Kernschmelze.

Der Atommüll strahlt Jahrtausende, welche Hybris und Anmassung gegenüber den nachfolgenden Kindeskindern. Lingen und Gronau beliefern weiterhin ungestört viele AKW auf dem Kontinent. Von wegen „Das war’s“. Wenn Ministerpräsident Markus Söder den Ausstieg unpassenderweise als „Sünde“ bezeichnet, dann weiß er wenig von der „Kreuzigung“ der Schöpfung durch die Spaltung von Atomkernen.

Die hilflosen Politsprechblasen nach dem nächsten Atomunfall kann man sich leider schon vorher vorstellen (siehe Tschernobyl 1986 und Fukushima 2011). Wer vor dem Größten Anzunehmenden Unfall aussteigt, handelt klüger als danach.

Arno Schelle, Fredelsloh