Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt

Am Mittwoch wird im SO 36, also quasi vor Ort, über rechte Umtriebe im Hardcore gesprochen. Denn während in den 80er Jahren noch alles in der Hardcore-Szene prima schien (aber nie war), so ist es jetzt ein großes Drama geworden – immer öfter wollen auch Nazis auf Hardcore-Konzerten tanzen, immer öfter treten sogenannte unpolitische HC-Bands auf, die dann aber doch eine rechte Message haben. „Wie kann überhaupt eine Szene entstehen, die das Gerüst von Hardcore mit rassistischen, antisemitischen und rechten Inhalten füllt?“, fragen, etwas arg naiv, die VeranstalterInnen in ihrem Ankündigungstext. Vielleicht sollte man das Männerbündische im Hardcore untersuchen, das von Anfang an in der Szene gepredigt wurde, dann käme man sicher schnell auf eine Antwort. Am frühesten Donnerstagmorgen um eins treffen sich VertreterInnen des Aktivismus vor der O2-Arena, nicht aber um gegen Mediaspree zu demonstrieren, sondern um Busse zu entern und zu den Blockupy-Aktionstagen in Frankfurt zu fahren. Dort wird dann munter Rabatz gemacht, die Banken werden blockiert, mit der Polizei wird gespielt werden. Am Freitag wird im FAU-Lokal über den Mord an Dieter Eich gesprochen der von Neonazis ermordet wurde, da sie ihn für „asozial“ erklärten. Dies war nicht der einzige Mord an einem Obdachlosen, und die Neonaziszene ist auch weiterhin höchst gewaltbereit gegenüber jenen, die sie für „Volksschädlinge“ hält. Am selben Tag stellt die Wiener Publizistin Evelyn Steinthaler im Laidak ihr Buch „Frauen 1938“ vor, in dem sie zeigt, wie Frauen in Österreich beim sogenannten Anschluss an Nazideutschland gelitten haben und wie viele andererseits die Nazis begeistert begrüßten und auf jüdischen Nachbarn eindroschen. Gerade jetzt, wo Frauen wieder nur als Opfer gesehen werden, ein wichtiger Beitrag zur Debatte.

■ Hardcore: SO 36, Oranienstr. 190, Mi., 20 Uhr

■ Blockupy: Abfahrt O2-Arena, Do., 1 Uhr

■ Obdachlose: FAU-Lokal, Lottumstr. 11, Fr., 19 Uhr

■ Frauen 1938: Laidak, Boddinstr. 42, Fr., 20 Uhr