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Vom Reim zum Film

Bekannt ist Björn Beton als Mitglied der Hip-Hop-Band Fettes Brot. Während der Coronapandemie studierte er Film. In Hamburg zeigte er nun seinen Abschlussfilm, den Kurzfilm „Akteneinsicht“

Von Kevin Goonewardena

Es gibt eine Anekdote über den Künstler Björn Beton, die geht so: Als er vom Star-Wars-Fanfilm „Tydirium – The True Story“ hört, einem Film von Fans für Fans also, schreibt er den Produzenten eine E-Mail. Darin äußert er seinen Wunsch, in dem Film mitspielen zu dürfen. Notfalls auch als Leiche. Doch die Kampfszenen sind alle abgedreht. Deswegen wird für Björn Beton eigens die Rolle des Commander Luga geschrieben, eines Flugsicherungsoffiziers an Bord eines Sternenzerstörers. Sie findet Eingang in die Anfangsszene des Films.

Mehr als 20 Jahre später sitzt Björn Beton, bürgerlich Björn Warns, im Foyer der Zeise-Kinos in Hamburg-Ottensen. Gerade ist der erste Abend des Festivals „abgedreht! – Hamburgs junger Film“ zu Ende gegangen, bei dem sein gemeinsam mit Saskia Mayerhoff gedrehter Kurzfilm „Akteneinsicht“ zu sehen war, die Abschlussarbeit des Filmstudiums der beiden am Hamburger SAE-Institut. In dem 18-Minüter stoßen zwei Brüder bei der Sichtung des Nachlasses ihres leiblichen Vaters auf eine Stasi-Akte, die belegt, dass der dort aufgeführte Informelle Mitarbeiter (IM) ihr eigener Stiefvater ist.

„Es geht um den Umgang mit der Wahrheit und die Frage, ob die Wahrheit zu sagen, immer das Richtige ist. Davon gehen wir ja normalerweise aus, so sind wir eben erzogen worden. Aber jeder kennt Momente, in denen man eben nicht die Wahrheit sagt oder sogar lügt, weil man der Überzeugung ist, dass das in dieser Situation das Richtige ist“, so der Regisseur, Drehbuchautor und Produzent über seinen Film. „Ich wollte so eine Geschichte erzählen, mit zwei Personen, die gegensätzlicher Meinung sind und im möglichst engen, also im Familienkreis.“

30 Jahre lang hat Björn Beton Geschichten anders erzählt, in Form von Songs als Teil der Hip-Hop-Gruppe Fettes Brot, die sich nun auflöst. Am 2. September findet das letzte Konzert der Band auf der Bahrenfelder Trabrennbahn statt. Dabei unterscheiden sich Musik und Film, sagt er. „Viele Songs sind ja deshalb so stark, weil sie etwas ansprechen, was jeder so oder so ähnlich kennt. Ein Film ist da viel spezifischer, weil die Geschichte viel genauer erzählt werden muss.“

Als Mitglied einer Band, die mit dem Aufkommen des deutschsprachigen Musikfernsehens groß geworden ist, habe man das große Glück gehabt, Musikvideos produzieren zu können, sagt er. „Wir haben Wert darauf gelegt und Bock drauf gehabt, uns geile Videos auszudenken. Das hat mich schon immer fasziniert und in den letzten Jahren habe ich dann auch Regie geführt oder das Buch zum Video des einen oder anderen Songs geschrieben.“

Immer wieder übernimmt Björn Beton kleinere Rollen in Filmen von Leuten, die er kennt. „Es gibt noch einen zweiten Star-Wars-Film, bei dem ich eine klitzekleine Rolle als Stormtrooper gespielt habe, dann gibt es einen Freund von mir, der 'ABC of Superheroes’, einen Trash-Horrorfilm gedreht hat, bei dem ich mitgemacht habe.“

Dass er nun „Digital Film Production“ studiert hat, habe weder mit dem Ende der Band zu tun noch mit dem Wunsch nach einem weiteren künstlerischen Standbein. Es war der Stillstand während der Coronapandemie und damit die Möglichkeit, sich endlich mit Dingen zu beschäftigen, für die vorher keine Zeit gewesen war oder die man sich nicht traute.

Vor allem reizen Björn Beton Regie und Drehbuch. Für „Akteneinsicht“ übernahm er beide Rollen: „Es ist zumindest bei mir nicht so, dass ich mir vorher vornehme, zu einem bestimmten Thema einen Film zu machen. Bei 'Akteneinsicht’ habe ich mich vielmehr mit einem Dilemma beschäftigt. Ich habe eine Situation gesucht, in der man Schwierigkeiten hat, Ja oder Nein zu sagen, wo es schwierig ist, richtig oder falsch zu empfinden, in der ich selber nicht weiß, wie ich handeln würde“, sagt er. Nach intensiver Auseinandersetzung habe er sich für die Stasi-Komponente entschieden.

Ihren Film haben Kamera­frau Mayerhoff und Björn Beton dann auch der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur vorgestellt, in Berlin haben sie Workshops zur Thematik gegeben. „Ich glaube, man ist in so einer Situation ganz gut beraten, nicht aus einer Emotion heraus sofort eine Entscheidung zu treffen, sondern ein paar Tage in sich hineinzuhorchen“, sagt Björn Beton.

Das haben sich wohl auch die Produzenten des Star-Wars-Fanfilms „Tydirium“ zu Herzen genommen. Der ist nämlich bis dato nicht fertig geworden.

Abschiedstour von Fettes Brot: 4. 5., Hannover, ZAG Arena; 6. 5., Kiel, Wunderino Arena; 1./2. 9., Hamburg, Trabrennbahn Bahrenfeld (ausverkauft)

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