Königsmacher im Saarland

Die innerparteiliche Opposition schmähte Ulrich als Totengräber der Saar-Grünen. Jetzt buhlen CDU und SPD um den Pragmatiker

Hubert Ulrich (51) ist der Königsmacher aus Saarlouis. Und für viele Medien der neue Star von der Saar, weil er entweder die erste Jamaika-Koalition oder das erste rot-rot-grüne Bündnis auf Landesebene herbeiführen könnte. Für die meisten Saarländer ist der gelernte Werkzeugmacher Ulrich schon lange ein Synonym für die Grünen an der Saar.

Ulrich hat seinen Laden seit seiner Wahl zum Landesvorsitzenden 1991 fest im Griff. Gegen Ulrich mit dem mitgliederstarken Orts- und Kreisverband Saarlouis im Rücken ging und geht nichts bei den Grünen Saar. Auch der mächtige Kreis- und Ortsverband Homburg stand immer treu zum Chef – bis zum schmerzlichen Wechsel der grünen Landtagsabgeordneten Barbara Spaniol aus Homburg zur Linkspartei 2007. Die engagierte Sozialpolitikerin war mit dem Hinweis darauf konvertiert, dass Ulrich für die Landtagswahl 2009 die Ampel mit SPD und FDP favorisiere, sie aber auf Rot-Rot-Grün setze. Die Ampel ist seit der Wahl perdu. Kommt es nun zu Rot-Rot-Grün, werden sich Ulrich und die Dissidentin Spaniol wohl wieder vertragen müssen.

Das wird gehen. Ulrich ist Pragmatiker. Und er ist am Ziel seiner Wünsche. Man respektiert ihn – endlich. Man hofiert ihn. Dabei war er zwei Jahre lang weg vom Fenster und persona non grata vor allem für Christ- und Sozialdemokraten, die jetzt um ihn buhlen. Die kleine innerparteiliche Opposition bei den Grünen Saar, die dem „Egomanen und Machtmenschen Ulrich“ lange vergeblich die Stirn bot, triumphierte nur kurz. 1999 war Ulrich von der Staatsanwaltschaft vorgeworfen worden, in illegale Autotransaktionen verwickelt zu sein. Und Gerüchte über gefälschte Mitgliederzahlen in Ulrichs Heimatkreisverband Saarlouis und in Homburg machten die Runde. „Skandalnudel“ wurde er genannt, „Totengräber der Grünen Saar“ (grüne Opposition). Der Familienvater legte alle Ämter nieder. Kurz darauf flogen die Grünen aus dem Landtag. Nach der Einstellung des Ermittlungsverfahrens stellte Ulrich seine Gegner schnell wieder kalt, wurde erneut Landeschef und zog in den Bundestag ein.

Glücklich wurde der Saarländer in Berlin nicht. Im Jahr 2004 führte er die Grünen in den Landtag zurück. Der Rest ist jetzt schon deutsche Geschichte.

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT

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