Nicht „unter die Räder“ kommen

Basisgewerkschaft FAU demonstriert gegen Ent­lassungen eines Logistikunternehmens

Von Peter Nowak

„Fröhliche Ostern, sie sind gefeuert“ lautete das Motto einer Kundgebung, mit der die Basisgewerkschaft Freie Arbeiter Union (FAU) am Karsamstag zu einer Protestkundgebung vor der Rewe-Filiale in Neukölln aufgerufen hat. Doch das eigentliche Ziel ihres Unmuts war das Logistikunternehmen Ecocarrier, das auch für die Supermarktkette Waren per Fahrrad an die Kun­d*in­nen ausliefert. Es wirbt damit, für Umweltschutz in den Städten zu sorgen.

Die Beschäftigten kämen im Logistikunternehmen oft im wahrsten Sinne des Wortes „unter die Räder“, wie es mehrere ehemalige Mit­ar­bei­te­r*in­nen auf der Kundgebung ausdrückten. „Zu Beginn meiner Anstellung vor einem Jahr gab es weniger Probleme. Aber mit der Zeit haben sich unsere Arbeitsbedingungen enorm verschlechtert“, klagte eine ehemalige Mitarbeiterin. „Die Fahrräder wurden nicht gewartet. Wir wurden manchmal angewiesen, Benzin-Sprinter auszuleihen, um die Ware zu transportieren. Die Räder, die wir noch benutzt haben, waren teilweise so kaputt, dass wir etlichen Gefahrensituationen ausgesetzt waren“, sagte sie.

Einer ihrer Kollegen schilderte eine solche Situation sehr plastisch. „Einmal stand ich mitten auf einer großen Kreuzung und das Fahrrad hat nicht mehr beschleunigt. Plötzlich ging eine Sirene los und ein Krankenwagen kam auf mich zu. Ich konnte nicht wegfahren und geriet in Panik.“ Es ging gerade noch gut, aber an den Schreckensmoment kann sich der ehemalige Ecocarrier-Fahrer noch gut erinnern. Er gehört zu der Gruppe der Beschäftigen, die zu Jahresbeginn eine böse Überraschung erlebten: Statt Verhandlungen über bessere Arbeitsbedingungen erhielten sie die Kündigung. Sie wandten sich an die FAU und klagten vor dem Arbeitsgericht.

Zwei entlassene Beschäftigte wollen ausstehende Löhne einklagen und fordern außerdem eine Abfindung

Die Gewerkschaft sieht einen Zusammenhang zwischen der Behandlung der Beschäftigten und der Unzufriedenheit vieler Kund*innen, die zu den Auftragsrückgängen führten, mit denen das Unternehmen nun die Kündigungen begründet. „Das Versagen des Managements führte zu Problemen mit den Kund*innen, und die Firmeninhaber wälzten ihre Fehler auf dem Rücken der Beschäftigten ab“, heißt es in der Pressemitteilung der FAU.

Am Mittwoch werden nun vor dem Berliner Arbeitsgericht die Klagen von zwei entlassenen Ecocarrier-Beschäftigten verhandelt. Die beiden wollen ausstehende Löhne einklagen und fordern außerdem eine Abfindung. Die FAU ruft für die Verhandlungen um 11.45 und 13 Uhr zur solidarischen Prozessbegleitung auf. Der Treffpunkt ist jeweils 10 Minuten vor dem Termin vorm Eingang des Arbeitsgerichts am Magdeburger Platz 1.