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Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Für diejenigen, die im Neoliberalismus aufgewachsen sind, ist das von Politik und Ideologie geprägte Leben ihrer Eltern und Großeltern im vergangenen Jahrhundert vielleicht nicht mehr so ganz leicht zu begreifen. Erst recht, wenn es ein Leben jenseits der demokratisch verfassten westlichen Wohlstandsgesellschaften war. Ein Leben in Lateinamerika zum Beispiel. „Mein Leben danach“ ist eine zum Festival gebündelte Gastspielreihe am HAU überschrieben, die sich mit Lebenserfahrungen und -entwürfen von Menschen im Lateinamerika des 20. Jahrhunderts auseinandersetzt. Der Titel ist einem Stück der argentinischen Regisseurin Lola Arias von 2009 entliehen, in dem sie eine Gruppe von Menschen auf die Reise durchs kollektive wie individuelle Gedächtnis samt der Spuren schickte, die die Diktaturerfahrungen dort hinterließen. Von Lola Arias wird auch ein neues Stück über die Zusammenhänge von Diktaturerfahrung und psychischer Krankheit zu sehen sein, „Melancholie und Protest“ heißt es und eröffnet am Montag das Festival.

 Ein weiterer Höhepunkt verspricht das kolumbianische Stück „Die Sprache des Feuers“ zu werden, das Gewalterfahrungen von Gesellschaften durch Guerillabewegungen und Drogenkriege reflektiert. Im Übrigen legt sich das Theatertreffen in seine letzte Runde, am Sonntag mit der Verleihung des Alfred-Kerr-Darstellerpreises und der Jurydiskussion in Haus der Berliner Festspiele.

 Auf dem Programm stehen auch „Ein Volksfeind“ aus Bonn, von Lukas Langhoff inszeniert, der zum ersten Mal Gast beim Theatertreffen ist, und Alvis Hermanis Wiener „Platonov“, am Montag der Schlusspunkt zum Theatertreffen. Morgen kommt in den Kammerspielen außerdem eine Theateradaption von Ulrich Peltzers Roman „Teil der Lösung“ heraus, die der junge Regiewilde Simon Solberg inszenierte.

■ „Mein Leben danach“-Festival: HAU, 21.–26. Mai

■ Theatertreffen: Haus der Berliner Festspiele, noch bis Mo.

■ „Teil der Lösung“: DT-Kammerspiele, ab Mi.

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