Drei Beamte für eine „Zeck“

RAZZIA Hamburger Polizei sucht in Szene-Buchladen nach Exemplaren eines autonomen Magazins

Ein unbekannter Autor warb dafür, von der Polizei installierte Kameras „abzuschalten“

Der ungebetene Besuch kam Dienstagnachmittag. Gegen 15 Uhr betraten drei mit einem Durchsuchungsbeschluss bewaffnete Hamburger Staatsschutz-Beamte die „Buchhandlung im Schanzenviertel“. Im Visier der Fahnder: die Juli-Ausgabe der Zeck, der Hauspostille der „Roten Flora“, einem Treffpunkt der autonomen Szene.

In dem Anfang Juli erschienenen Magazin warb ein unbekannter Autor dafür, die im Schanzenviertel von der Polizei installierten Kameras „abzuschalten“ – aus Sicht der Staatsschützer die Aufforderung zu einer Straftat. Die Ausspähung vor allem der Straße „Schulterblatt“, wo sich Buchladen und Rote Flora befinden, hatte die taz im Juni öffentlich gemacht.

Nachdem die Buchladen-Betreiber das letzte Exemplar der fast vergriffenen Ausgabe freiwillig aushändigten, verzichteten die Beamten darauf, das Geschäft zu durchsuchen.

Am 17. Juli bereits hatte ein Zivilbeamter ein Zeck-Exemplar aus dem Buchladen mitgenommen, dann hatte der Staatsschutz mehr als einen Monat gebraucht, den Beschluss zu erwirken. „Es ist nicht nachvollziehbar, wie die Polizei durch diese Aktion Hinweise auf den Verfasser des Textes erhalten will“, sagt Andreas Blechschmidt vom Anwaltsbüro, das den Buchladen vertritt. Das Ganze wirke wie „der hilflose Versuch, irgendwelche Aktivitäten vorzuweisen“. MAC