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Haben Berliner Mus­li­m*in­nen mehrheitlich CDU gewählt?

Schon im März machte die Meldung die Runde, nun brachte Franziska Giffey (SPD) sie erneut ins Spiel: Bei der Wiederholungswahl zum Berliner Abgeordnetenhaus im Februar hätten Mus­li­m*in­nen mehrheitlich CDU gewählt. Das sagte die bisherige Regierende Bürgermeisterin beim SPD-Mitgliederforum am Dienstag – wohl auch als Argument für die geplante Regierungskoalition mit der Union.

Richtig ist:

Die Zahlen, auf die Giffey sich anscheinend stützt, wurden schon im März vom Leiter der Forschungsgruppe Wahlen, Matthias Jung, relativiert. Innerhalb der recht kleinen Erhebungsgruppe von 17.002 Befragten hatten nur 286 angegeben, muslimischen Glaubens zu sein. Daraus lassen sich laut Jung keine Rückschlüsse auf das Wahlverhalten aller Mus­li­m*in­nen in Berlin ziehen. Diese machen dort bis zu 9 Prozent der Gesamtbevölkerung aus und sind damit in der Erhebung stark unterrepräsentiert. Weiterhin hatten zwar rund 28 Prozent der befragten Mus­li­m*in­nen ihre Stimme der CDU gegeben, insgesamt war das „linke Lager“ mit 25 Prozent für die SPD, 15 für die Linke und 8 Prozent für die Grünen aber stärker. Der Berliner Union war im Wahlkampf vorgeworfen worden, rassistische und antimuslimische Ressentiments zu bedienen, auch im Zuge der Debatte um die Ausschreitungen während der Berliner Silvesternacht. Einige SPD-Mitglieder sind daher gegen eine Koalition mit der Partei und sehen Giffeys Aussage als einen Versuch, die Einwände zu entkräften. Fabian Schroer