PRESS-SCHLAG

Wie hat er das nur geschafft? Es wird wieder über Jürgen Klinsmann geredet

Beratung für Deutschland

Geht es ihm schlecht? Kann er den Gärtner für sein Anwesen nicht mehr bezahlen? Muss sich Deutschland um ihn kümmern? Jürgen Klinsmann ist wieder zum Thema geworden im Land des Vizeeuropameisters. Weil Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff gesagt hat, dass er immer zuhört, wenn der gefallene Sonnenkönig des deutschen WM-Sommers 2006 über Fußball spricht, wurde spekuliert: Wird Klinsmann WM-Berater des DFB für die Weltmeisterschaft in Südafrika? Eine „offizielle Zusammenarbeit“ wird es nicht geben. Das stellte Bierhoff gestern klar.

Alles also eine „Ente“, so der Manager. Was hätte Klinsmann auch machen sollen beim DFB? Für die Bekanntgabe eventueller Auswechslungen in der Pause hat der DFB Hansi Flick. Er kann in ganzen Sätzen sprechen. Für das Aufstellen der Tischtennisplatten und das Installieren der Playstations im Mannschaftshotel war bisher Bierhoff verantwortlich. Er soll das immer gut gemacht haben. Für die Nominierung der Spieler und die Taktik ist Joachim Löw verantwortlich. Er hat gezeigt, dass er das kann. Ob Klinsmann das wirklich kann, daran gab es schon immer Zweifel (Robert Huth), Zweifel, die ordentlich genährt wurden in der vergangenen Bundesligasaison.

Kabinenprediger hätte er werden können, DFB-Chefmotivator. DFB-Präsident Theo Zwanziger, der sich so gerne als gesamtgesellschaftlicher Großintegrator inszeniert, kann so eine Idee gefallen. Er müsste auf diplomatischem Weg wieder ausbügeln, was ein Klinsmann in der Kabine alles anrichtet, wenn er wieder mal fordert, die Polen müssten durch die Wand gedrückt werden, oder es zulässt, dass ein Spieler Italiener als Scheiße bezeichnet. „Der Bundestrainer braucht keinen Berater“, sagte Zwanziger gestern.

Als Prügelknabe hätte Klinsmann auch ganz gut getaugt. „Er ist nach wie vor ein wichtiger Gesprächs- und Sparringspartner“, sagte Bierhoff über seinen einstigen Mitstürmer. Ein bemerkenswert merkwürdiger Satz. Braucht Löw einen, der sich nicht scheut, öffentlich fußballerischen Quatsch zu verzapfen, damit er einen hat, auf den er dann verbal eindreschen kann?

Und außerdem. Was heißt hier eigentlich WM-Berater? Auch wenn sie ihr WM-Trikot schon anprobieren durften, noch sind die Deutschen gar nicht qualifiziert. Dennoch: Über Klinsmann zu spekulieren, macht irgendwie Laune. Wen interessiert schon wirklich, ob es ein Fehler war, dass Joachim Löw Leverkusens Vier-Tore-in vier-Spielen-Stürmer Stefan Superstar Kießling für die heißen Matches gegen Südafrika und Aserbaidschan nicht nominiert hat.

ANDREAS RÜTTENAUER