Härten und Zumutungen

betr.: „verboten“ (Oskar ist, wo links ist!), taz vom 14. 6. 05

Als einstiger Journalist und heute selbstständiger (parteiloser) PR-Berater kann ich mich über diese Art von Humor nur wundern. Ist Ihnen nicht bewusst, welche Härten und Zumutungen Hartz IV und die Politik der SPD für Millionen Erwachsene und Kinder in diesem Land bedeuten? Ich arbeite in Dresden und wohne in der Sächsischen Schweiz. Mit größter Sorge sehe ich als Unternehmer, wie es seit Jahren stetig schamloser und systematisch ans Eingemachte der „einfachen“ Leute geht. Dass das einer „Schweinerei“ nennt und gegen den neoliberalen Strom angeht – das wurde höchste Zeit. Arbeitslose und deren Familien haben keine starke Lobby in diesem Land. Und den braunen Horden, die gerade auch in Sachsen wie ein Krebsgeschwür wuchern, muss man den in der Sprache klaren Protest gegen soziale Kälte und eklatanten Machtmissbrauch ja nicht wehrlos überlassen.

Nutzen Sie doch vielleicht Ihre schöpferische und intellektuelle Lust und Energie dafür, um herauszufinden, warum die SPD-Politik der Taten und Unterlassungen vom Volk abgelehnt wird.

Ich finde auch den Schritt Lafontaines, Ämter und diversen Annehmlichkeiten konsequent ade zu sagen, anerkennenswert. Dazu gehört auch Mut, Prinzipienfestigkeit und Courage. Frauen beispielsweise, die in Ehen verbleiben, die längst gescheitert sind, werden oft bemitleidet. Zu Recht! Die schnelle, kompromisslose Trennung muss beileibe nicht automatisch weder für Verrat noch Verantwortungslosigkeit stehen – nicht in der Ehe gegenüber seinen Kindern und nicht in der Politik gegenüber Genossen oder Arbeitnehmern. Darüber darf man entgegen allen gruppendynamischen Denkverboten als Meinungsbildner ernsthaft nachdenken.

Als die Journalisten der Sächsischen Zeitung Weihnachten 1999 wochenlang streikten, durfte ich hautnah und sehr ernüchternd miterleben, wie die an dem Blatt beteiligte SPD, auch speziell Herr Müntefering, ohne Not unsere Arbeitnehmerinteressen massiv mit Füßen traten. Eine Schule fürs Leben, die ich nicht vergesse.

HARALD P. EICHHORN, Struppen