das portrait
: Ultimate Frisbee-Spielerin Svenja Prunshechtet gern

Nicht nur Spielerin, sondern auch Trainerin der Hamburger „Seagulls“Foto: Brian Canniff

Um eine Scheibe im letzten Moment aus der Endzone zu fischen, geht Svenja Pruns gerne „in die Horizontale“, wie sie es nennt: Sie gibt Vollgas, macht einen großen Satz und springt ab. Meterweit fliegt sie durch die Luft. Wie hart ihr Aufprall wird, ist der Nationalspielerin dabei egal: „Hauptsache, die Scheibe fällt nicht auf den Boden.“ Denn Ultimate Frisbee ist ihr Hobby. Was die meisten nur aus dem Park kennen, spielt die Wahlhamburgerin in der Königsklasse.

Seit Pruns vor acht Jahren in Braunschweig für ihr Sportpädagogik-Studium ein Seminar zu Zielzonenspielen besuchte, weiß sie: „Frisbee ist so viel mehr, als sich zu zweit eine Scheibe hin- und herzuwerfen.“ Ziel ist es, die Frisbee-Scheibe in die gegnerische Endzone zu werfen. Die beiden Teams aus jeweils sieben Spie­le­r:in­nen spielen aber nicht nur auf Rasen, sondern auch in der Halle oder im Sand. „Dadurch sind die Spielbedingungen immer unterschiedlich“, erklärt Pruns. „Wenn etwa auf dem Platz der Wind weht, müssen wir viel präziser werfen und mehr laufen als in der Halle.“

Pruns beschreibt sich selbst als „Allrounderin“, auf dem Feld kann sie alles gut – werfen, laufen, hechten. In ihrem Hamburger Team „Seagulls“ spielt sie aber nicht nur, sondern trainiert es auch. Als Coach mitzuspielen, ist für sie manchmal noch herausfordernd: „Ich muss nicht nur selbst Leistung erbringen, sondern gleichzeitig das gegnerische Team analysieren und meine Spielerinnen im Blick haben“, sagt sie.

Mit Ultimate Frisbee die Welt entdecken

Am Spielfeldrand fehlen bei Matches nicht nur die Trainer:innen: „Wer das erste Mal Ultimate Frisbee schaut, wundert sich, dass es gar keine Schieds­rich­te­r:in­nen gibt“, sagt die „Seagulls“-Trainerin. Der Grund sei „the Spirit of the Game“. So heißt im Ultimate Frisbee das oberste Gebot, nach dem alle Spie­le­r:in­nen dafür verantwortlich sind, dass die Spielregeln eingehalten werden. „Zwar passieren Fouls, ich versuche aber niemandem eine böse Absicht zu unterstellen, weil klar sein sollte, dass sich alle an die Regeln halten sollen“, meint Pruns. Strafen gibt es deshalb auch keine. Bewertet wird der Spirit vielmehr am Ende des Spiels vom jeweils gegnerischen Team. „Das spornt extra an, fair zu spielen“, weiß die Profi-Spielerin.

Svenja Pruns möchte mit ihren Mit­spie­le­r:in­nen auf dem Platz eine gute Zeit haben, Gewinnen ist für sie nicht das Wichtigste. Seit sie 2015 mit Ultimate Frisbee anfing, gelingt ihr beides: Bei allen deutschen, europäischen und Weltmeisterschaften war sie seither dabei – entweder im Nationalteam oder mit den „Seagulls“.

Ultimate Frisbee strukturiert den Alltag der Sozialpädagogin. Neben der Arbeit trainiert sie fünf- bis sechsmal in der Woche, fährt am Wochenende auf Turniere mit den „Seagulls“ oder ins Trainingslager für die internationalen Meisterschaften. Ob sie dafür Geld bekommt? Pruns lacht: „Ich muss alles aus der eigenen Tasche bezahlen – von den Trikots bis etwa zur Reise in die USA zur Beach-WM in diesem Jahr.“ Ende Oktober startet die diesjährige Weltmeisterschaft im kalifornischen Huntigton Beach.

Dieser Preis ist Svenja Pruns der Leistungssport aber wert: „Auf internationalen Turnieren zu spielen, so viele nette Menschen kennenzulernen und damit die Welt zu entdecken, das ist großartig.“ Solange es körperlich noch geht, möchte die 29-Jährige über den Platz hechten: „Wenn ich alt bin, sehe ich mich beim Beach Frisbee. Dann kann ich zwischendurch im Meer baden gehen. Und: Ich falle weicher.“Lea Schulz