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: „Uns sind auch die Umweltthemen wichtig“

Die „Ocean Film Tour“ zeigt Surf- und Tauchfilme, aber auch Umwelt-Dokus

Interview Wilfried Hippen

taz: Frau Lisa Deventer, Sie zeigen Surferfilme und Dokumentationen über Umweltprobleme wie die Überfischung an den afrikanischen Küsten. Ist das nicht ein großer Spagat?

Lisa Deventer: Mit diesem Wort beschreibe ich auch immer die Herausforderung, all diese Themen unter einem Dach zu vereinen und die unterschiedlichen Zielgruppen auf den Events zusammenzubringen. Neben dem Tauchen gibt es auch Filme über das Tauchen und Segeln, aber für uns sind eben auch die Umweltthemen wichtig.

Kann es da nicht Ärger geben, wenn Um­welt­schüt­ze­r*in­nen sich darüber aufregen, dass Sur­fe­r*in­nen mal schnell nach Australien fliegen, bloß um auf den Wellen dort zu reiten?

Nein, bislang hat es immer gut funktioniert. Das Ziel ist, dass sich auch Surfer für den Meeresschutz interessieren. Es ist uns bewusst, dass es ein Spannungsfeld gibt, aber wir machen Entertainment. Es gibt andere Festivals, die sich den Themen Umwelt- und Naturschutz verschrieben haben. Wir haben seit zehn Jahren beides im Programm und sehen dies als eine Chance, diese Themen auch einem anderen Publikum nahezubringen. Bei den über 140 Veranstaltungen rechnen wir mit über 50.000 Besuchern und Besucherinnen.

Was ist denn das Konzept der „International Ocean Film Tour“?

Wir bieten einen Abend, der nicht nur die Filme beinhaltet, sondern die Gäste sollen auch ein Festivalgefühl bekommen. Es gibt eine Moderation und wir haben Partner vor Ort. Das sind NGOs und unsere Sponsoren, die mit Ständen und Gewinnspielen dabei sind. Es ist wie ein Festival, aber in sehr komprimierter Form: Alles passiert in zirka drei Stunden.

Da bleiben für die immerhin sechs Filme im Programm nur etwa zwei Stunden. Sind das alles Kurzfilme?

Foto: privat

Lisa Deventer1984 geboren, studierte Medienwissenschaft in Potsdam sowie Kultur- und Medienmanagement in Berlin. Vor zehn Jahren entwickelte sie die „Ocean Film Tour“ und ist seitdem für die Filmrecherche und Filmauswahl verantwortlich.

Wir haben Filme im Programm, die zwischen fünf und zehn Minuten lang sind. Aber das Besondere bei uns ist, dass wir auch eigene Schnitte von Langdokumentationen zeigen. Das sind in der Regel 90 Minüter, die wir komprimieren und dann in eigenen Fassungen präsentieren, die zwischen 20 und 40 Minuten lang sind.

Und das lassen die Fil­me­ma­che­r*in­nen sich gefallen?

Definitiv, und das ist eine meiner größten Herausforderungen. Wenn wir einen Film im Programm haben wollen, dann geht es in die Verhandlungen mit den Filmemachern oder Verleihern. Denen muss man dann erst einmal unser ungewöhnliches Konzept erklären und sie davon überzeugen, dass wir ihre Werke kürzen dürfen, dass wir das gut machen und dass es für sie ein Zugewinn ist, wenn wir ihre Filme auf unserer Tour zeigen und sie so andere Zielgruppen erreichen können. Das ist oft schwierig und erfordert viel Fingerspitzengefühl. Wir zeigen ihnen dann unsere verschiedenen Schnittfassungen und verändern sie nach ihren Anmerkungen, bis beide Seiten zufrieden sind und wir von ihnen die Freigabe bekommen.

Filmfestival „Ocean Film Tour“: Premiere am Di, 7. 3., Laeiszhalle, Hamburg; Tourdaten und Informationen: https://de.oceanfilmtour.com/de