Die Zukunft liegt in der Region

Zeitungen in der Krise? Klar. Aber WAZ-Geschäftsführer Bodo Hombach hat die Lösung: Überregionale Zeitungen müssten regionalisieren – „sonst haben sie ein Problem“

Dass es um den deutschen Zeitungsmarkt nicht zum Besten steht, ist inzwischen ein altes Lied. Doch es gibt einen Ort, an dem die Zukunft deutscher Tageszeitungen nicht ganz so düster aussieht: der beschauliche Möhnesee im Sauerland.

Dort sitzt am Mittwoch Bodo Hombach, seines Zeichens Geschäftsführer der WAZ, Europas größter Regionalzeitung. Der Unternehmensverband Südöstliches Westfalen hatte Hombach, dessen Haus neben dem Ruhrgebiet vor allem in Osteuropa operiert, gebeten, über die „Krise der gedruckten Worte“ zu referieren. Dazu sagt der WAZ-Mann zunächst, dass die Zeitung den Kampf um Aktualität gegenüber Radio, Fernsehen und Internet „klar verloren“ habe. Aber Hombach kennt die Lösung: „Die überregionalen Zeitungen müssen sich stärker regional abbilden, sonst haben sie ein Problem“. Denn auch die Rubrikenmärkte seien unwiederbringlich an das Internet verloren. Drum müsse man eben mit anderen Strategien antworten, um zusätzliche Leser zu gewinnen.

Die Frage, ob es irgendwann keine Zeitungen mehr gebe, verneinte Hombach entschieden. Die Zeitung lebe von den speziellen Nutzungsgewohnheiten der Leser: „Da, wo ich Zeitung lese, kann ich keinen Laptop mitnehmen“, weiß Hombach. Der entscheidende Bonus der Zeitung seien aber die Regional- und Lokalteile: „Hier ist das Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft: Die Leute wollen etwas, das sie direkt in ihrem unmittelbaren Lebensumfeld berührt.“

Erfolgschancen räumt Hombach auch den Gratiszeitungen ein, die in der Schweiz bereits häufiger gelesen würden als die käuflichen Tageszeitungen. Sorgen machte er sich er deswegen aber nicht. Gratiszeitungen erschlössen offenbar eine andere Zielgruppe. „Wir wollen das nicht fördern, aber wenn die Gratiszeitung kommt, dann nicht ohne uns“, droht Hombach.

Auch die Krise im Anzeigengeschäft sieht der ehemalige Kanzleramtsminister gelassen: „Das hat konjunkturelle Gründe; da müssen wir abwarten.“ Grundsätzlich hätten Anzeigen in der Zeitung gegenüber Werbung im Fernsehen den Vorteil, dass sie nicht als störend empfunden würden. Anzeigen und Werbebeilagen würden nicht als Werbung wahrgenommen, sondern als Information, die sogar einen zusätzlichen Leseanreiz bieten könnten. Hombach warnte aber vor einer Vermischung von redaktionellen Beiträgen und Werbung. Dies sei weder gut für die Glaubwürdigkeit noch für das Anzeigengeschäft.

JÖRN-JAKOB SURKEMPER