„Ihr sollt euch wundern“

Ella Marouche liest schräge Erzählungen

■ 40, ist gelernte Buchhändlerin, studierte Englisch, Deutsch und Kunstgeschichte und arbeitet seit vier Jahren als Autorin.

taz: Frau Marouche, Ihre Geschichten sind meist absurd und bizarr. In einer Ihrer Erzählungen wachsen einer Frau Kastanien zwischen den Füßen. Warum?

Ella Marouche: Warum nicht? Sie geht durch den Park und fühlt sich unwohl, da sie an einem Punkt in ihrem Leben angelangt ist, an dem sie sich fragt, ob das alles war. Dann trifft sie einen Mann, der Kastanien zwischen ihren Füßen wachsen lässt. Die Kastanie ist ihr Lieblingsbaum. Er will sie damit aufmuntern.

Können Sie Ihre Geschichten einem Genre zuordnen?

Oh, da hab’ ich noch gar nicht drüber nachgedacht. Nee, da muss ich passen. Meist tauchen in meinen Geschichten Figuren auf, die die Welt als Einzelgänger durchschreiten, aber nichts mit ihr zu tun haben. Sie geraten in eine Situation. Dann warten sie.

Auf was?

Das wissen sie selber nicht. In einer meiner Geschichten heißt es: „Ließe die Trägheit nach, ginge sie fort.“ Das ist eines meiner Motive, das immer wieder auftaucht. Meine Leser sollen sich vor allem wundern. Vielleicht finden sie dabei eine Realität, die ihnen vorher noch nicht aufgefallen ist.

Sich zu wundern ist aber nicht unbedingt etwas Positives.

Es ist dennoch eine bestimmte Art der Aufmerksamkeit. Danach versucht man auszuloten, in welche Richtung man sich gewundert hat.  INTERVIEW: AMA

Ella Marouche liest Kurzgeschichten aus ihrem Erzählband „Kein Platz für ein Mädchen“: 19:30 Uhr, Harburger Kulturwerkstatt, Kanalplatz 6, Eintritt: 5 Euro