das portrait
: MMA-Kämpferin Dilara Kocak schickt ihre Gegnerinnen gerne schlafen

Kennt im Ring keine Skrupel: Mixed-Martial-Arts- Kämpferin Dilara KocakFoto: German Fight News

Rücksicht auf ihre Gegnerin nehmen? Das kann sich Dilara Kocak im Ring nicht erlauben. „Dann würde ich verlieren“, erzählt die Mixed-Martial-Arts-Kämpferin (MMA) aus Hannover. Also schlägt Kocak mit geballten Fäusten auf den Körper ihrer Gegnerin ein, ringt mit ihr, würgt sie, tritt kräftig nach – auch wenn sie schon am Boden liegt. So sind die Regeln der Vollkontakt-Kampfsportart: im Oktagon, dem eingezäunten Ring bei MMA-Kämpfen, ist alles erlaubt.

„Meine Gegnerin und ich wollen gegeneinander kämpfen, sonst würden wir nicht in den Käfig steigen“, erklärt die 30-jährige Kocak. „Käfig“, so nennt sie das Oktagon. Skrupel gibt es hier keine. Jemanden k. o. zu schlagen – „schlafen zu schicken“, wie die Kampfsportlerin es nennt – gehöre beim MMA dazu. „Die steht dann einfach wieder auf“, sagt Kocak.

Das ist, was sie am Kampfsport begeistert: Aufstehen, dranbleiben und weiterkämpfen. „Auch wenn es mal schwierig wird, darf man nicht den Glauben an sich verlieren, bloß nicht aufgeben.“ Kocak möchte ein Vorbild sein, vor allem für ihre „Schützlinge“ – die Jugendlichen, die sie an der Fightschool Hannover trainiert.

„Begleite deinen Bruder“: Mit diesen Worten schickte Dilara Kocaks Mutter die damals 14-Jährige zum Kampfsport. Weil ihr Bruder zu schüchtern war, ging sie mit ihm zusammen zum Thaiboxen. Zwei Jahre später stand sie zum ersten Mal im Ring. Seither ist Kampfsport ihre Leidenschaft – egal welche Disziplin, Dilara Kocak kämpfte sich an die Spitze: Sie wurde Deutsche Meisterin im Boxen und Kickbox-Weltmeisterin. Bei allen Kämpfen mit dabei: ihre Mutter.

Kocaks Tage sind durchgetaktet: Um 4.45 Uhr steht sie auf, bis 14.30 Uhr arbeitet sie bei der Müllabfuhr. Dann zwei Stunden Pause – Zeit, um sich auszuruhen und mit ihren Katzen zu kuscheln. Dann geht es ins Training. Im „Käfig“ braucht sie nicht nur Ausdauer und Muskelkraft. Für MMA übt sie alle Schlag-, Tritt- und Ringtechniken, die sie schon aus dem Kickboxen und Brazilian Jiu-Jitsu kennt. Zwei Stunden am Tag, sechs Tage in der Woche. „Manche lieben es, jeden Tag Schokolade zu essen. Ich liebe es, jeden Tag zu schwitzen und an meine körperlichen Grenzen zu gehen.“

Im Januar 2017 kämpfte Kocak das erste Mal im Oktagon. Dort will sie noch Großes erreichen: „Mein Ziel ist es, auch im MMA einen Titel zu holen. Dann hätte ich in allen Kampfsportdisziplinen einen.“ Sie hofft, den Titel noch in diesem Jahr zu erkämpfen.

Dass sie sich bei den brutalen Kämpfen verletzt, davor hat Kocak keine Angst. Nur zu verlieren, zu enttäuschen – ihren Trainer, ihre Mutter und sich selbst. „Wenn ich mich verletze, pausiere ich, bei Niederlagen geht das nicht“, sagt die Kämpferin. Aufgeben ist für sie keine Option, lieber gewinnt sie verletzt. Lea Scholz