„Wahrheit nicht gepachtet“

Ein Abend des christlich-buddhistischen Dialogs

■ 53, hat über Frauenrechte im Buddhismus geforscht. Sie ist Gastprofessorin an der Hamburger Akademie der Weltreligionen.

taz: Frau Roloff, worüber diskutieren Sie als Buddhistin heute mit dem evangelischen Theologen Michael von Brück?

Carola Roloff: Wir werden uns fragen, ob es eine oder viele Wahrheiten gibt – und wie Christen und Buddhisten da zueinander finden können.

Was glauben Sie?

Dass es die eine Wahrheit nicht gibt, weil alles voneinander abhängig ist. Warum also sollte es eine statische Wahrheit geben, die ausgerechnet der Buddhismus gepachtet hat?

Sie wollen also nicht missionieren?

Nein. Der Buddhismus ist eigentlich dafür bekannt, nicht zu missionieren. Der Dalai Lama sagt oft, dass es gut ist, viele Religionen zu haben, weil die Leute verschieden veranlagt sind. Die Buddhisten wollen zum Beispiel Mitgefühl entwickeln. Dies aber fühlt sich genauso an wie das der Christen. Es gibt keinen grundlegenden Unterschied.

Sie selbst sind als Protestantin zum Buddhismus übergetreten. Warum?

Einerseits, weil ich nicht glauben konnte, dass ein barmherziger Gott Leiden geschaffen haben soll. Andererseits, weil mich die Frage der Wiedergeburt interessierte. Als ich dies mit einem Pastor besprechen wollte, war der ausgesprochen entsetzt. Später habe ich dann Hesses „Siddhartha“ und das „Tibetische Totenbuch“ gelesen und so mit 21 meinem Weg zum Buddhismus gefunden. INTERVIEW: PS

„‚Rechte Erkenntnis‘ und ‚rechter Lebenswandel‘ in Buddhismus und Christentum“: 19.30 Uhr, Katholische Akademie, Herrengraben 4