… HELMUT SCHMIDT?
: Hoffentlich weiterrauchen

In den letzten zehn Jahren war Helmut Schmidt mit jeder Zigarette immer beliebter geworden. Bei Jung und Alt und auch denen dazwischen. Er wirkte sanft und sympathisch. Ein lebenskluger, alter Mann, dem man besonders gern beim Rauchen zuschaute, auch wenn man selbst Mentholzigaretten eher nicht so gut findet. Ab und zu gab es zwar Klagen aus der Nichtraucherecke; als er etwa vor ein paar Jahren in einem Hamburger Theater auf der Bühne geraucht hatte. Doch die wurden mit der Begründung abgewiesen, dass das Rauchen als künstlerischer Ausdruck unter den Schutz der Kunst fällt.

Das Rauchen bei Günther Jauch fällt nicht unter den Schutz der Kunst, sondern unter die Arbeitsstättenverordnung. Diese regelt, dass der Arbeitgeber die erforderlichen Maßnahmen zu treffen hat, damit die nicht rauchenden Beschäftigten wirksam vor den Gesundheitsgefahren durch Tabakrauch geschützt werden. Helmut Schmidt, der beliebte Exkanzler, hatte also Ende letzten Jahres beim beliebten Talkmaster geraucht und beschwingt durch den Rauch allerlei kluge Gedanken geäußert. Johannes Spatz, Sprecher des Forums Rauchfrei, hatte sich furchtbar geärgert und sich in einem Brief beim Berliner Senator für Gesundheit und Soziales, Mario Czaja, bezüglich des Rauchens von Herrn Helmut Schmidt beschwert. Jauchs Produktionsfirma teilte nun rechtsverbindlich mit, dass bei Günther Jauch nie mehr geraucht werden wird. „Johannes Spatz freut sich über die Erklärung“, heißt es in einer Presseerklärung. Es ist von „Ansteckungseffekt“ die Rede und davon, dass „der Altbundeskanzler von vielen jungen Menschen als Vorbild angesehen“ werde.

Dies ist allerdings vor allem deshalb der Fall, weil sich Schmidt das Rauchen nicht verbieten lässt. Auch junge Kiffer, die Politik ansonsten doof finden, mögen Helmut Schmidt sehr gern. Es ist sehr zu hoffen, dass er weiterraucht.

DETLEF KUHLBRODT Foto: dapd