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Der 27. Januar wird als Holocaust-Gedenktag begangen. Was das für ihre Generation bedeutet, erklärt Karla PauliDie Zeit ändert nichts an der gesellschaftlichen Relevanz

Am 27. Januar 1945 befreiten sowjetische Soldaten das Konzentrationslager ­Auschwitz. Ein weltbewegender Tag, der schon 78 Jahre her ist. 78 Jahre sind für mich eine Ewigkeit. Daraus entsteht die Frage, wie viel der Holocaust-Gedenktag meiner Generation überhaupt bedeutet?

Meine Generation hat keinen direkten Bezug mehr zum Holocaust und ist dementsprechend ziemlich unvoreingenommen. Und trotz der Distanz zu diesem Thema, verurteilen die meisten von uns die Natio­nalsozialisten klar. Das sollte gar keine Frage sein.

Meiner Meinung nach ist der Holocaust eines der wichtigsten historischen Themen in der Schule und nicht ohne Grund Pflichtstoff. Laut der Berliner Senatsverwaltung für Bildung sollen Schüler/innen schon in der 5. und 6. Klasse damit in Berührung kommen. In den Jahrgangsstufen 9 und 10 soll die Verfolgung sowie Vernichtung der Juden und Jüdinnen explizit behandelt werden. Es besteht zwar die Möglichkeit, den Holocaust auch in andern Fächern zu unterrichten, vorgeschrieben ist das allerdings nicht. Auch ein thematisch passender Programmpunkt für Schulen am Holocaust-Gedenktag ist keine Pflicht.

Trotzdem stellt die Senatsverwaltung Projekte diesbezüglich zur Verfügung. Beispielsweise kooperiert diese mit dem Alice Kindermuseum, um Schulen zu ermöglichen, die Ausstellung „Susi und wir. Vom Hingucken und Wegschauen“ zu besuchen. Sie basiert auf dem Kinderbuch „Susi, die Enkelin von Haus Nummer 4“ und gleichzeitig der wahren Geschichte von Susanne Collm, die sich von 1942 bis 1945 mit ihren Eltern in Berlin und der Region vor den Nazis versteckte.

Die Verantwortlichen der Senatsverwaltung sind der Meinung, dass Schüler/innen durchaus Interesse gegenüber dem Holocaust zeigen und sich in ihren Schulen oder privat für Projekte diesbezüglich engagieren. Wie zum Beispiel beim Jugendforum „Denkmal“, welches seit fast 20 Jahren einmal jährlich vom Abgeordnetenhaus veranstaltet wird. Das Thema für 2023 lautete: „Man darf nicht nur dagegen sein, man muss etwas tun.“ Anlässlich des Holocaust-Gedenktags konnten Jugendliche und junge Erwachsene ihre Projekte zu diesem Thema einreichen und vorstellen. Einsendeschluss war schon im Dezember 2022 und die Projekte werden in Kürze auf der „Denk mal“-Website veröffentlicht.

Doch wenn ich mal in meiner Freizeit mit Freunden über politische oder gesellschaftliche Themen rede, geht es so gut wie nie um den Holocaust. Diese schrecklichen Geschehnisse sind für uns so fern. Unsere Generation schwelgt mit den Gedanken weniger in der Vergangenheit, sondern mehr in der Zukunft, denn Themen wie Klimaschutz sind für uns deutlich präsenter als der Holocaust.

Auch der Gedenktag selber hat für mich keine tiefgründige Bedeutung. Trotzdem sehe ich, wie wichtig dieser Tag ist. Die zeitliche Entfernung ändert nichts an der großen gesellschaftlichen Relevanz dieses Themas. Für manche ist es ein Tag der Trauer und des Gedenkens an all die Opfer oder vielleicht ein Tag der Aufarbeitung. Doch für mich dient dieser Tag vor allem als Erinnerung. Eine Erinnerung daran, wie schlimm es laufen kann, wenn die falschen Menschen an die Macht kommen.

Die Autorin ist 14 Jahre alt und derzeit taz-Schülerpraktikantin.

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