wortwechsel
: Kein Film! Blockbuster, neu: „Panzerdebatte!“

Vielen taz Le­se­r:in­nen graut es vor der „Zwangsläufigkeit“, mit der immer mehr Waffen-lieferungen gefordert werden. Aber wie könnte ein Ausweg aus der Spirale sich gestalten?

17. Oktober 2022: Olaf Scholz, Truppenübungsplatz Bergen. Der Kommandeur der Panzerbrigade 12 erteilt dem Kanzler eine Lektion zum Kampfpanzer Leopard 2   Foto: Björn Trotzki/imago

„Scholz laviert bei Panzerfrage“,

taz vom 23. 1. 23

Jetzt regieren die Panzer?

Putin orchestriert Kanzlers Bedenk- und Wortfindungszeiten fortwährend mit Wumms, Doppelwumms und Knall, was einen distinguierten Hanseaten aber nicht die Contenance verlieren lässt. Scholz gibt außenpolitisch den Kanzler als leise lächelnden Buddha: lasst es geschehen. Albert Lange, Detmold

Im jetzigen Stadium des Kriegs ist die rasche Lieferung der Leopard-Panzer unverzichtbar. Nur dadurch lässt sich der gegenwärtig extrem blutige Stellungskrieg in Bachmut, Saporischschja und Cherson überwinden. Das zu verzögern verschafft Putin die Möglichkeit, seine verbrecherischen Kriegsziele doch noch durchzusetzen. Dadurch würde Putin im Weiteren Mittel- und Westeuropa bedrohen. Mit nuklear bestückten Iskanderraketen im Bereich Kaliningrad hat er dazu bereits den ersten Schritt eingeleitet und damit seine imperiale Absicht erklärt. Hat eine deutsche Bundesregierung den Abzug dieser Raketen jemals gefordert? Mit seinem Zögern bei der Lieferung von Leopard-Panzern hat der unbelehrbare militärstrategische Analphabet Bundeskanzler Scholz einen riesigen Fehler gemacht. Eberhard Müller, Schönwalde-Glien

Putin und Selenski wollen die Ukraine ganz. Beide Männer schicken aus höchst egomanischen Gründen Menschen in den Tod. Wenn Selenski im Februar 2022 den Mut gehabt hätte, ein Pazifist zu sein, und sich ergeben hätte, kein Mann wäre getötet, keine Frau vergewaltigt, kein Kind zu Tode gefoltert, kein Haus zerstört worden und andernorts drohte keine Hungerkatastrophe. Aber auf so etwas kann ein richtiger Präsident, ein richtiger Mann keine Rücksicht nehmen. Er muss kämpfen. Er kann doch nicht als Feigling dastehen. Und die taz spielt das uralte Spiel mit. Die Ukrainer/innen hätten sich durch Generalstreik und zivilen Ungehorsam gegen ein Putinregime wehren können. Ja, sie wären unter die Knute Putins gekommen. Ist es jetzt besser?

Beate Schmidt, Borchen

Fataler Ruf nach Waffen?

„Ruinierter Ruf“, taz vom 23. 1. 23

„Deutschland hat gerade wieder versagt“, „Scholz laviert bei der Panzerfrage“, „Ruinierter Ruf“ – allein die Headlines der taz lassen mich erschaudern. Als wäre das Ziel, Waffen und immer mehr Waffen zu liefern, so glasklar, so unhinterfragbar richtig. Als wäre die Aufgabe kritischer Medien nicht, die Verlautbarungen von Nato bis Strack-Zimmermann zu hinterfragen statt zu befeuern. Massive Waffenlieferungen haben den Krieg, wie wir sehen, nicht beendet. Trotzdem wird stur an der Munitionierung der Ukraine festgehalten. Wenn über 40.000 zivile Tote nicht reichen, um alle Anstrengungen in Verhandlungen zu setzen, sind vielleicht 400.000 genug? Wo ist die Obergrenze, um „Frieden und Freiheit“ durchzu­boxen? Wann sagen Nato, Grüne und taz: „Es reicht“? Andreas Macat, Wuppertal

Ich finde es tapfer von Olaf Scholz, auf sein Ansehen zu pfeifen, dem Kriegsgeheul entgegenzustehen und weiterhin vernünftig zu bleiben. Die USA und auch Frankreich liefern derzeit gleichfalls keine dem Leopard vergleichbaren Waffen. Wollen wir allen Ernstes, dass Deutschland durch die Entsendung eskalierenden Kriegsgeräts Auslöser für den 3. Weltkrieg wird? Niemand, wirklich niemand, sollte von Deutschland verlangen, „Führer“ zu sein! Für mich gilt, dass Leben immer mehr zählt als Ehre. Mittlerweile ist nicht einmal mehr vom Tod, sondern von „Tonnen von Soldatenleichen“ die Rede, wie das jüngst hier in der taz zu lesen war. Wir haben uns also daran gewöhnt, dass ein Soldat kein Leben hat. Birgit Kübler

„Mir graut …“

„Muss die Ukraine siegen oder nur nicht verlieren?“, wochentaz vom 21. 1.23

Was ist das denn für eine verquere Argumentation: „Solange es nicht unser Krieg ist“, „was wäre, wenn wir diesen Krieg zu unserem erklären würden“, „unser Frieden, der da auf dem Spiel steht“, „in dem Krieg Verantwortung übernehmen, die dem Tempo der Raketeneinschläge angemessen ist“. Ich denke, es kann keinen Zweifel daran geben, dass immer mehr Waffen immer mehr Tote bedeuten. Ja, und ich möchte einen Kanzler, der sehr bedacht und verantwortungsvoll mit der Frage nach Waffenlieferungen umgeht! „Und sollte Russland doch unerwartet einen Atomkrieg auslösen, will Scholz nicht der Buhmann sein“. Mir graut vor solchen Artikeln und Formulierungen! Beate Scholz, Küsten

Ausstiegsszenario – wie?

„Mehr Panzer – und dann?“,

taz vom 23. 1. 23

Natürlich gibt es eine Zwangsläufigkeit! Doch die ist viel größer als die kleine deutsche Denke. Geschichtlich gibt es alle sechzig Jahre größere Kriege. 1871, Napoleon, Siebenjähriger Krieg, Dreißigjähriger Krieg, Hundertjähriger Krieg, Spanischer Erbfolgekrieg. MDarge auf taz.de

Die gesellschaftliche Debatte um eine Ausweitung der militärischen Unterstützung der Ukraine bildet sich auch in der taz ab – gut so. Wie aber stellt sich die skeptische Seite „diplomatische Initiativen“ vor, solange Russland die Ukraine täglich terrorisiert? Und ist „Ausstiegsszenario“ ein Code für „wie viel Ukraine schenken wir Russland“? Lukas Daubner, Berlin

Stefan Reinecke schreibt: „Wir brauchen ernsthafte Debatten um diplomatische Initiativen und Ausstiegsszenarien. Nicht anstelle von Waffenlieferungen. Sondern zusätzlich.“ Klingt nach einem Plan, auf dessen Grundlage sich auch „Pazifisten“ und „Bellizisten“ argumentativ wieder annähern könnten.

AbDurchDieMitte auf taz.de

Könnten Sie mit diesem Text nicht Flugblätter fabrizieren und als Erstes über Berlin abwerfen? Bei der geharnischten Hobby-Obristin Strack-Zimmermann würde ich eine persönliche Vorlesung empfehlen, falls dieser Rammbock bereit ist, die blauen Bohnen aus den Ohren zu nehmen. Heide Zeppenfeld, Gelsenkirchen