: Die Aussies sind raus
Selbst fünf Torerfolge in zwei Spielen reichen Australiens Fußballern nicht für den Aufstieg ins Halbfinale des Confed-Cups. Ebendieses wollen die ersatzgestärkten Argentinier erreichen, ohne eine einzige Niederlage
NÜRNBERG taz ■ Der australische Fußball hat schon bessere Stunden erlebt als an diesem Sonnabend. Erst schieden die Insulaner in der Vorrunde der U20-Weltmeisterschaft in den Niederlanden durch ein spätes Tor der Japaner aus, dann verabschiedete sich das Erwachsenen-Team von Trainer Frank Farina aus dem Confederations-Cup. In zwei Spielen haben die Socceroos fünf Tore geschossen, doch beide Male verließen sie als Verlierer den Platz. Farina fand die 2:4-Niederlage gegen Argentinien sehr ärgerlich, da seiner Mannschaft dumme Abwehrfehler unterlaufen seien und auch der Schiedsrichter, Shamsul Maidin aus Singapur, nicht im Sinne der Australier entschieden habe.
Im Spiel gegen die DFB-Elf hatte sich Farina noch fürchterlich über Bastian Schweinsteiger erregt, der Tony Popovic mit einem üblen Tritt niedergestreckt hatte. „Wenn es umgekehrt gewesen wäre und einer von uns einen Deutschen umgesäbelt hätte, dann hätte ich nicht den Sturm der Entrüstung hören mögen“, sponn Farina an seiner Fama vom Foul. Der australische Verband hat eine Protestnote an die Fifa gesandt, was er im jüngsten Fall wohl unterlassen wird.
Farina klagte dieses Mal über einen ausgebliebenen Elfmeterpfiff Maidins beim Stand von 0:2. „Zwei oder drei Tore fielen durch dumme Fehler, aber, ohne als Nörgler aufzutreten, ein paar Entscheidungen des Referees waren schon fragwürdig“, sagte Farina. „Einen klareren Elfmeter als den an Viduka gibt es doch nicht, doch anstatt das 1:2 zu erzielen, kassieren wir praktisch im Gegenzug das 0:3.“ Fabrizio Coloccini hatte sich im Strafraum an Mark Viduka vergangen – wie Farina glaubte.
Wieder einmal scheiterten die Australier an einer Mannschaft aus Südamerika, noch nie haben sie gegen eine Elf von diesem Kontinent gewinnen können. Das soll sich schleunigst ändern. Nachdem die Kicker von den Solomon-Inseln im September weggeputzt sein dürften und Australien sich wieder einmal als Hegemon in Ozeanien wird feiern lassen können, steht die Relegation gegen den Fünftplatzierten der Südamerika-Gruppe an. Danach ziehen die Australier in den Weltverband Asiens um, dort können sie den Albicelestes, Auriverdes und Albirrojos aus Südamerika entgehen. Endlich.
Wesentlich einfacher haben es da die Argentinier, die bereits für das Championat qualifiziert sind. Derart abgesichert kann Coach José Pekerman die Zeitspanne bis zur WM für ausgiebige Tests nutzen. Pekerman, der den Junioren Argentiniens drei WM-Titel bescherte, ist ein Hohepriester der Taktik. Die elf Interpreten bewegten sich gegen Australien wiederum auf Pekermans vorgezeichneten Laufwegen, im Raster seiner Gedankenspiele.
Trotzdem wissen die Argentinier aus dem Schema auszubrechen, da sie über bewundernswerte technische Fähigkeiten verfügen. So synthetisieren sie ein Spiel, das viele Beobachter jetzt schon weltmeisterlich heißen. Die argentinischen Eklektizisten – Taktiker und Zauberfüße in einem – hatten Australien schnell in der Tasche, obwohl sie nach der Führung nur noch das Nötigste taten.
Ein Spieler regelte das Toreschießen fast im Alleingang: Figueroa. Der Stürmer vom FC Villareal gehört zu den neuen Gesichtern. Von jener Mannschaft, die das WM-Turnier in Japan und Korea bestritten hatte, standen am Samstag nur Sorín und Zanetti auf dem Platz, der, nebenbei bemerkt, ein überragendes Spiel machte. Pekerman kann aus einem übergroßen Reservoir junger Spieler schöpfen. Er muss nicht erst in mühsamer Kleinarbeit nachwachsende Profis formen, wie es Jürgen Klinsmann versucht. Pekerman steht allein vor der Frage, wen er wo einsetzt.
MARKUS VÖLKER
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