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Wenn der Papa mal nichts zu meckern hat

Kommen die Eltern zu Besuch, von mittelweit her aus dem Oldenburger Münsterland, habe ich immer das Gefühl, eine Lanze brechen zu müssen für meine Wahlheimat Bremen. Vor allem meinem Papa, Landwirt und Lokalpatriot, macht das Städtische zu schaffen. Seinem Unwohlsein macht er gerne Luft und braucht dazu nicht einmal Worte. Papas Stirnfalte ist so tief wie die inflationsgetriebenen Kuchenpreise in der Stadt hoch sind. Sparsam mit meinen Lanzen, gehe ich mit den Eltern Wege, von denen ich hoffe, sie finden sie nicht allzu hässlich oder gar schön. Schwierig, da der Fokus an diesem Tag auf der Kürze und nicht der Qualität des Weges liegt. „Ü-ber-all Müll, tuhuus givet dat nich!“

Zum Glück gibt es einen Lichtblick: Rotkäppchens Garten direkt am Rembertiring. Das Gemeinschaftsgartenprojekt in der Bremer Stadtmitte, das seinen Namen dem Ursprungsort auf dem Grundstück des ehemaligen Restaurants Rotkäppchen verdankt, ist ein liebevoll bespieltes Fleckchen Grün, bei dem je­de*r mitwirken kann. „Da kann man nicht meckern.“ Neben Kulturevents und Bio-Toilettengängen ermöglicht der Garten Zugezogenen das Beeindrucken kritischer Väter und entrunzelt sanft ihre Gesichter. Ann-Christin Dieker

Bremen-Mitte

rund 17.000 Ein­woh-ner:innen, geografisches und kulturelles Herz der Stadt rechts der Weser. Mehr Bier- als Gemeinschaftsgärten, aber durch zahlreiche Grünflächen geprägt.