Die kleine Wortkunde (Geuro)

Es ist ein Deutscher, dem wir das Kunstwort „Euro“ verdanken, nämlich Theo Waigel (CSU), der den Begriff 1995 vorschlug. Nun ist ein weiterer Deutscher kreativ geworden: Thomas Mayer, Chefökonom der Deutschen Bank, schlägt den Geuro für Griechenland vor. Idee: Jedes EU-Land bekommt eine Parallelwährung, mit der Schulden bezahlt werden können. Damit soll dann finanzpolitisch Tabula rasa gemacht werden, während man mit dem Normal-Euro weiterbezahlen kann.

Der Verdacht ist groß, dass sich hinter dem Geuro der alte Wunsch nach einem „Nord-Euro“ für arbeitsame Herrenstaaten und einem „Süd-Euro“ für faule Unterstaaten verbirgt. Der müsste eigentlich „Seuro“ heißen – würde nach der Einführung auch zum Gesichtsausdruck der Südeuropäer passen.

Aber vielleicht machen ja alle Eurostaaten bei der Idee mit, führen Deuros und Feuros ein und bleiben am Ende einfach bei den National-Euros, um so – ohne dass der Euro offiziell gescheitert wäre – denselben liquidiert zu haben. Danach könnte man den Geuro einfach wieder Drachme nennen.

Eigentlich ist die Geuro-Idee geradezu genial: zwei gültige Währungen für zwei Bereiche! Der National-Euro für Finanzpolitik und der normale Volks-Euro für den Supermarkt. Also Spielgeld für Finanzvoodoo auf der einen Seite, eine stabile Währung für den Normalbürger auf der anderen. Beide müssten nur gut getrennt sein, damit die eine der anderen nicht gefährlich werden kann. Insofern: Her mit dem Geuro/Deuro/Feuro! Die anderen „Lösungen“ sind schließlich auch nicht besser. ERIK WENK