Kinder fragen, die taz antwortet: Atommüll in die Sonne schießen?
Anstatt die Erde zu verseuchen, würde er dort einfach verglühen und sich im Nichts auflösen. Warum ist das keine gute Idee?
Wir wollen von Kindern wissen, welche Fragen sie beschäftigen. Jede Woche beantworten wir eine. Diese Frage kommt von Milan, 12 Jahre alt.
Lieber Milan, wie toll wäre es, wenn wir wie Superman die Gefahren der Welt einfach in die Sonne schleudern könnten. Der Atommüll würde verglühen und sich in nichts auflösen. Ohne stahlharten Superhelden brauchen wir aber Raketen dafür. Und damit wird es leider teuer. Und sogar gefährlich.
Wir wissen: Atommüll ist radioaktiv. Das bedeutet, dass in diesem Müll die Atome, die kleinsten Bestandteile von allen Stoffen, nicht stabil sind. Ihre Kerne schicken Strahlung aus, so was wie kleine Bestandteile von sich selbst. Die Strahlung kann auf andere Atome und Moleküle treffen und auch diese verändern. Moleküle sind kleinste Bausteine und bestehen aus mindestens zwei Atomen, die sich miteinander verbunden haben.
Weil radioaktive Strahlung Moleküle verändern kann, ist sie für fast alle Lebewesen gefährlich. Beim Menschen können die geschädigten Moleküle beispielsweise zu tödlichen Erkrankungen wie Blutkrebs führen.
Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.
Deshalb kommen als Endlager, also als Müllkippe für Atommüll, nur die allersichersten Lösungen in Frage. Und das sind Raketen nicht! Zwar wurden ihre Starts in den letzten Jahren immer sicherer, aber auf dem Weg bis zur Sonne kann immer noch vieles schiefgehen. Eine Rakete könnte zum Beispiel direkt beim Start explodieren oder es nicht aus der Erdatmosphäre schaffen. Oder Teile der Rakete könnten mit Satelliten oder Weltraumschrott zusammenstoßen, die in der Nähe der Erde im Weltall herumfliegen.
Wenn das passiert und die Rakete zerstört wird, könnte der gefährliche Atommüll auf Felder und Städte fallen, und radioaktive Teilchen würden sich über die Atmosphäre weiter verteilen, in Seen, auf Tiere und Pflanzen und damit auch in unsere Nahrung. Das Risiko ist viel zu groß! Daher hat das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) diese Option ausgeschlossen. Aber um wirklich weltweit sicher zu sein, müssten dem alle Staaten zustimmen, die Atommüll verursachen.
Und selbst wenn es einen sicheren Weg gäbe, wäre er immer noch sehr teuer. Schätzungen ergeben, dass ein Auslagern ins All zehnmal so teuer wäre wie ein Endlager unter der Erde. Sollte der Müll bis in die Sonne, würde das vermutlich sogar noch mehr kosten.
Übrigens hat das BASE auch ein Endlager in den Ozeanen oder im antarktischen Eis ausgeschlossen. Sicher ist sicher.
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