das wetter:
Kufa und Kufo
Alle, alle waren sie schon besungen worden. Der dicke, alte Rauschebart sowieso. Ruprecht und Rudolph. Engel und Elfen. Lämmer, Ochsen und Esel. Selbst dieser kratzige Baum. Nur den Kufen hatte noch nie jemand ein Lied gewidmet. Brummig glitt Kufo durch die eisige Nacht, während über ihm eitel Feierlaune herrschte. Als plötzlich ein junger, viel zu dünn gekleideter Dichter am Wegesrand mit schmaler Stimme eine Ode zum Besten gab: „Es glitt durch Abessinien / in zarten Schlangenlinien / ein Paar so stark wie Pinien / die Zwillinge von Kufien.“ Weiter kam er nicht, denn Kufo und seiner Schwester Kufa wurde so warm ums Herz, dass der Schnee schmolz und der Schlitten abrupt bremste. Der Weihnachtsmann und sämtliche Geschenke aber polterten heraus. Eilig flüchtete der junge Lyriker, nicht ohne die wichtige Erkenntnis: Dichten bedeutet oft Scheitern.
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